Dein Kind richtig loben kann wahre Wunder bewirken – es stärkt nicht nur die Bindung zu deinem Kind, sondern auch gezielt genutzt werden kann, um gewünschtes Verhalten zu fördern. Kinder fühlen sich durch positives Feedback ermutigt und erleben durch richtiges Lob, dass ihre Bemühungen anerkannt und gesehen werden.
Als Mama von drei Kindern weiß ich, wie oft wir im stressigen Alltag dazu neigen, uns eher auf das zu konzentrieren, was nicht klappt. Aber genau hier kann Lob ansetzen: Mit ein paar einfachen Techniken kannst du dein Kind ermutigen, Neues mit Freude zu lernen, und gleichzeitig eure Beziehung vertiefen, weil du dich auf die Kleinigkeiten konzentrierst, die schon gut klappen.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du Lob ganz gezielt einsetzen kannst, um dein Familienleben ein bisschen entspannter zu gestalten und Selbstständigkeit zu fördern (was dich wiederum entlastet). Mit vielen Beispielen!
Es gibt mehr als „Gut gemacht!“
Es gibt zwei Arten von Lob in der Erziehung.
Alltägliches oder routinemäßiges Lob ist das, was wir ganz intuitiv tun, um unserem Kind positive Rückmeldung zu geben. Es ist das Lob, das in unserem Alltag vorkommt, wenn wir spontan sagen.
Beispiele: „Gut gemacht!“ oder „Super!“ oder „Stark!“
Kinder lieben dieses Lob, weil es ihnen zeigt, dass sie auf dem richtigen Weg sind und uns Freude bereiten. Es stärkt die Beziehung zwischen dir und deinem Kind, und du machst es wahrscheinlich schon ganz automatisch. Dieses Lob sorgt für eine positive Grundstimmung im Alltag. Sage es ruhig öfter!
Das zweite Lob, das du nutzen kannst, um Verhalten zu verändern, ist ein strategisch eingesetztes, spezifisches Lob, das speziell dazu dient, bestimmte Verhaltensweisen zu fördern, z. B. zu lernen Spielsachen alleine wegzuräumen, sich anzuziehen, die Brotdose in den Ranzen zu packen oder Hausaufgaben zu erledigen.
Die 3 Komponenten eines effektiven Lobes
Damit dein spezifisches Lob für eine ganz bestimmte Verhaltensweise wirklich effektiv ist, gibt es drei wesentliche Bestandteile, die du beachten solltest.
Erstens: Sei enthusiastisch! Zeige deutlich, dass du dich freust, und verwende eine positive und begeisterte Stimme.
Zweitens: Benenne ganz genau, was dein Kind gut gemacht hat, zum Beispiel: „Das war super! Du hast die Spielsachen genau so aufgeräumt, wie ich es dir gesagt habe.“
Drittens: Ergänze das Lob mit einer nonverbalen Geste, wie einer sanften Berührung, einem High-Five oder einer Umarmung. Bei älteren Kindern kannst du ein Luft-High-Five oder ein Daumen-hoch verwenden.
Diese Kombination macht das Lob in der Erziehung besonders wirkungsvoll und unterstützt dein Kind dabei, das gewünschte Verhalten zu wiederholen.
1) Mit Begeisterung: Wie du positive Energie überträgst
Enthusiasmus ist beim Loben und Erziehen so wichtig, weil er deinem Kind deutlich zeigt, dass du wirklich begeistert von dem bist, was es getan hat.
Wenn du mit Freude und einer positiven Ausstrahlung lobst, spürt dein Kind sofort, dass sein Verhalten für dich etwas Besonderes ist. Diese emotionale Verstärkung motiviert dein Kind stärker als ein einfaches „Gut gemacht“.
Ein enthusiastisches Lob hebt die Stimmung, stärkt eure Verbindung und macht es wahrscheinlicher, dass dein Kind das gewünschte Verhalten wiederholt. Dein Kind spürt die Freude in deiner Stimme und fühlt sich dadurch noch mehr wertgeschätzt.
Richtig loben Beispiele für begeisterte Formulierungen:
- Wow! Du hast X. Das finde ich super!
- Mega! Du hast dich total bei X angestrengt. Das war echt schwer!
- Super, du hast X. Richtig cool!
- Sehr gut. Du hast X geübt.
2) Gezielt: Warum das Benennen des Verhaltens Wunder wirkt
Wenn du genau sagst, welches Verhalten du lobst, hilft das deinem Kind, klar zu verstehen, was es richtig gemacht hat. Anstatt nur allgemein „Super gemacht!“ zu sagen, kannst du konkret benennen.
Beispiel: „Toll, dass du deine Schuhe gleich angezogen hast, als ich es gesagt habe! So schnell!“
So weiß dein Kind genau, welches Verhalten du schätzt und was es wiederholen soll. Das gibt deinem Kind Orientierung und stärkt sein Selbstvertrauen, weil es merkt, dass es ganz genau verstanden hat, was von ihm erwartet wird. Diese Klarheit hilft besonders dabei, neue Verhaltensweisen zu lernen und zu festigen.
Um herauszufinden, welche Verhaltensweisen du loben solltest, achte darauf, was du dir langfristig von deinem Kind wünschst. Frag dich: Welche kleinen Schritte führen zu diesem Ziel?
Es geht nicht nur um die großen Erfolge, sondern oft um die kleinen Anstrengungen, die dein Kind zeigt, wie zum Beispiel zunächst ein Kleidungsstück alleine anzuziehen und nicht gleich alles auf einmal. Oder erst einmal mit den Hausaufgaben zu beginnen und nicht sofort alles fertig zu haben.
Viele Beispiele findest du in meinem Blogbeitrag über Babyschritte, wenn du deinem Kind Neues beibringen möchtest (Hausaufgaben, Tisch decken, Zähne putzen, Anziehen, etc.) und andere Beispiele in meinem Blogbeitrag über Nicht „nicht“ sagen, wenn dein Kind mit etwas aufhören möchte.
3) Nonverbale Komponente: Die Macht der stillen Signale
Nonverbale Kommunikation ist beim Loben wichtig, weil sie das gesprochene Feedback emotional verstärkt und deinem Kind zeigt, dass du wirklich hinter deinen Worten stehst. Eine Umarmung, ein High-Five oder ein sanftes Tätscheln auf die Schulter unterstreichen dein Lob und geben deinem Kind das Gefühl von Nähe und Zuwendung.
Beispiele für positive nonverbale Signale:
- Umarmung
- High-Five
- Sanftes Tätscheln auf die Schulter
- Zärtliches Durchwuscheln der Haare
- Händedruck
- Zwinkern
- Lächeln
- Aufmunterndes Nicken
- Daumen hoch
- Leichtes Klopfen auf den Rücken
- Luftkuss
- Leichtes Klatschen
- Herz-Zeichen mit den Händen
- Hand auf die Brust legen (als Zeichen von Stolz)
- Über den Arm streicheln
- Augenkontakt und breites Grinsen
- Berührung am Kopf oder Stirn
- Freundliches Schulterdrücken
- Leichtes „Fäustchen“ geben (Faust an Faust)
- Kurzes Hüpfen oder Tanzen vor Freude
Diese kleinen Gesten vermitteln Liebe und Anerkennung auf einer tieferen Ebene, die Worte allein oft nicht erreichen.
Wann und was du lobst: 4 einfache Wege, Lob in der Erziehung noch wirkungsvoller zu machen
Nachdem du gelernt hast, wie wichtig es ist, Lob enthusiastisch, konkret und mit einer non-verbalen Geste zu geben, gibt es noch weitere wichtige Aspekte, die du beachten solltest.
Es geht nicht nur darum, wie du lobst, sondern auch wann und was du lobst.
1) Sofort loben
Sofortiges Lob ist besonders wirkungsvoll, weil es deinem Kind direkt zeigt, dass es etwas richtig gemacht hat. Je kürzer der Abstand zwischen der Aktion und dem verbalen, positiven Feedback, desto besser kann dein Kind die Verbindung herstellen und verstehen, welches Verhalten du wertschätzt.
Direktes verbales, positives Feedback sorgt dafür, dass dein Kind den Erfolg bewusst erlebt und sich sofort anerkannt fühlt. Es schafft eine klare Rückkopplung: Dein Kind erkennt, dass sein Verhalten zu einer positiven Reaktion führt, und das verstärkt die Wahrscheinlichkeit, dass es diese Handlung wiederholt.
Wenn du erst Stunden später lobst, geht dieser Zusammenhang verloren, und dein Kind weiß nicht mehr, wofür es gelobt wurde. Sofortiges Reagieren verstärkt das Verhalten und motiviert dein Kind, es wieder zu zeigen. Kinder brauchen diese unmittelbare Rückmeldung, um zu lernen, was von ihnen erwartet wird.
2) Kleine Schritte beachten
Gerade bei kleinen Verhaltensänderungen oder neuen Aufgaben ist sofortiges Lob entscheidend, um den Lernprozess zu unterstützen und das gewünschte Verhalten Schritt für Schritt zu festigen.
Kleine Verhaltensfortschritte zu loben, ist wichtig, weil es deinem Kind hilft, sich nicht überwältigt zu fühlen und es motiviert, weiterzumachen.
- „Wow, super! Ich sehe, dass du beim zweiten Versuch hat die Schleife funktioniert. War gar nicht so einfach, oder? Du hast nicht aufgegeben.“
- „Hey, genial! Heute hast du den Tisch noch sauberer abgewischt als gestern. Danke für deine Hilfe!“
Wenn du darauf wartest, dass dein Kind eine Aufgabe vollständig und perfekt erledigt, kann es frustriert sein und aufgeben. Indem du aber schon kleine Schritte anerkennst, wie zum Beispiel den Anfang einer Aufgabe, eine Teilleistung oder einen klitzekleinen Fortschritt, zeigst du deinem Kind, dass sein Einsatz zählt und es auf dem richtigen Weg ist. Wie das geht und was du beachten solltest, erfährst du hier.
3) Fehlversuche und Bemühungen wertschätzen
Es ist wichtig, auch die Bemühungen deines Kindes zu loben, selbst wenn der Versuch nicht perfekt war. Indem du den Einsatz hervorhebst, zeigst du deinem Kind, dass es nicht nur um das Ergebnis geht, sondern auch darum, es überhaupt zu versuchen.
Du könntest sagen:
- „Super! Ich finde es toll, wie sehr du dich bei X bemüht hast, auch wenn es diesmal nicht geklappt hat.“
- „Wow! Ich sehe, wie sehr du dich auf diese Aufgabe konzentriert hast.“
- „Du hast dich wirklich bemüht, es beim zweiten Versuch besser zu machen.“
So förderst du Durchhaltevermögen und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen, anstatt aufzugeben. Dein Kind wird dadurch ermutigt, es weiter zu versuchen und sich weiterzuentwickeln.
4) Geduldig bleiben
Genau wie ein Kind beim Klavierspielen regelmäßig üben muss, um besser zu werden, benötigt es auch Übung, um gewünschte Verhaltensweisen zu entwickeln.
Positives Feedback verstärkt das positive Verhalten und zeigt deinem Kind, dass es auf dem richtigen Weg ist. Mit jeder Wiederholung – sei es beim Üben eines Musikstücks oder beim Aufräumen – wird die Handlung gefestigt und zur Gewohnheit.
Genauso wie beim Musizieren immer wieder die gleichen Töne geübt werden, benötigt auch Verhalten Übung und Bestätigung. Lob motiviert dein Kind, weiterzumachen, selbst wenn es Schwierigkeiten hat. Es sagt im Grunde: „Du bist auf dem richtigen Weg, mach weiter so!“ und stärkt das Durchhaltevermögen.
Mit der Zeit wird das Verhalten automatischer, und dein Kind ist weniger auf Lob angewiesen, weil es die Fähigkeit verinnerlicht hat. Lob spielt eine entscheidende Rolle, um Fortschritte zu unterstützen und zu festigen.
7 häufige Fehler beim Loben
Auch wenn wir es gut meinen, schleichen sich beim Loben manchmal typische Fehler ein, die die Wirkung stark abschwächen können. Vielleicht hast du selbst schon bemerkt, dass dein Kind manchmal nicht so auf dein Lob reagiert, wie du es dir erhofft hast.
1. Fehler: Dein Kind zu selten loben
Wenn du dein Kind zu selten lobst, könnte es das Gefühl bekommen, dass seine Anstrengungen nicht gesehen oder wertgeschätzt werden. Kinder brauchen die Bestätigung, dass sie auf dem richtigen Weg sind, und Lob als positives Feedback und Ermutigung ist eine einfache, aber wirkungsvolle Art, dies zu zeigen.
Fehlt diese Anerkennung, kann dein Kind entmutigt werden oder das Interesse verlieren, sich weiter anzustrengen. Es ist wichtig, dass dein Kind weiß, dass du seine Fortschritte und positiven Handlungen wahrnimmst, um sein Selbstvertrauen und seine Motivation zu stärken.
2. Fehler: Leeres Lob
Leeres Lob – das haben wir alle schon mal gemacht. Du sagst „Toll gemacht!“ oder „Super!“, ohne wirklich darüber nachzudenken. Das klingt erst mal positiv, aber dein Kind weiß nicht genau, was es gut gemacht hat. Ein Lob wie „Gut, dass du deine Schuhe angezogen hast, ohne dass ich dich erinnern musste!“ ist viel konkreter und gibt deinem Kind Orientierung. Es versteht, welches Verhalten gelobt wird, und fühlt sich sicherer.
Unspezifisches Lob wie „Toll gemacht!“ ist im Alltag okay und stärkt die Beziehung, weil es zeigt, dass du dein Kind wahrnimmst. Leeres Lob verliert an Bedeutung, wenn es zur Gewohnheit wird, aus einem Reflex heraus gesagt wird.
Achte darauf, ob du nur „automatisch“ lobst, ohne wirklich nachzudenken. Je spezifischer und bewusster du den Prozess oder die Anstrengung lobst, desto eher wird dein Kind ermutigt sein, das Verhalten zu wiederholen.
3. Fehler: Loben und direkt kritisieren
Ein häufiger Fehler beim Loben ist es, nach einer positiven Rückmeldung direkt eine kritische Bemerkung anzuhängen. Zum Beispiel: „Super, dass du heute dein Zimmer aufgeräumt hast – warum kannst du das nicht immer so machen?“ Diese nachträgliche Kritik nimmt dem Lob seine Wirkung und hinterlässt bei deinem Kind ein negatives Gefühl. Anstatt sich über das Lob zu freuen, konzentriert sich dein Kind auf die Kritik, und die Anerkennung verliert an Bedeutung.
Das Problem bei dieser Vorgehensweise ist, dass sie die Motivation deines Kindes dämpft. Obwohl du mit einem Lob begonnen hast, bleibt am Ende die Kritik hängen. Dein Kind fühlt sich entmutigt, weil die Freude über die Anerkennung durch den Tadel getrübt wird. Es entsteht das Gefühl, dass es nie genug ist, egal wie viel Mühe es sich gibt – es wird immer noch etwas gefunden, was nicht passt.
Langfristig kann diese Art des Lobens dazu führen, dass dein Kind weniger empfänglich für positives Feedback wird, weil es automatisch damit rechnet, dass eine negative Bemerkung folgt. Es lernt, dass Lob immer mit einer Kritik gekoppelt ist, und verliert dadurch die Motivation, sich anzustrengen. Stattdessen solltest du Lob für sich stehen lassen, ohne gleich darauf hinzuweisen, was noch besser laufen könnte. So stärkst du das Selbstvertrauen deines Kindes und es kann sich voll und ganz auf das Positive konzentrieren.
4. Fehler: Kooperative Kinder seltener loben
Ein häufiger Fehler ist es, kooperative oder „brave“ Kinder seltener zu loben, weil sie scheinbar weniger Unterstützung brauchen. Nur weil ein Kind von sich aus gut mitmacht und weniger Schwierigkeiten bereitet, heißt das nicht, dass es kein Lob verdient. Auch diese Kinder profitieren davon, dass ihre Anstrengungen gesehen und wertgeschätzt werden. Es ist wichtig, ihnen zu zeigen, dass du ihre positiven Verhaltensweisen wahrnimmst, damit sie sich nicht übersehen fühlen.
Manchmal passiert es, dass die Aufmerksamkeit mehr auf Geschwister gerichtet ist, die vielleicht mehr Herausforderungen verursachen. Das ruhigere Kind kann sich dadurch vernachlässigt fühlen, auch wenn es sich gut verhält. Achte daher darauf, auch bei diesen Kindern bewusst Lob einzusetzen, selbst wenn sie weniger auffälliges Verhalten zeigen. Zum Beispiel könntest du sagen: „Ich finde es toll, wie geduldig du heute mit deinem Bruder warst.“ So sorgst du dafür, dass auch dieses Kind sich wertgeschätzt fühlt und das positive Verhalten bestärkt wird.
Es ist wichtig, die Balance zu finden. Während ein Kind vielleicht mehr Lob benötigt, weil es schwerer fällt, bestimmte Verhaltensweisen zu entwickeln, solltest du das ruhige, kooperative Kind nicht vergessen. Auch wenn sie vielleicht weniger Unterstützung brauchen, ist gezieltes Lob notwendig, um zu zeigen, dass auch ihre Anstrengungen zählen. So förderst du die gesunde Entwicklung aller Kinder, unabhängig davon, wie „einfach“ oder „schwierig“ sie sich verhalten.
5. Fehler: Ironisches Lob, wenn es schlecht läuft
Ironisches Loben bei schlechtem Verhalten ist eine Falle, in die wir als Eltern manchmal aus Frustration oder Überforderung tappen. Du kennst das vielleicht: Dein Kind verhält sich schlecht, und statt es direkt anzusprechen, kommt ein ironisches „Oh super, dass du wieder alles liegen lässt, genau das habe ich gebraucht!“ Solche Kommentare mögen im Moment als Ventil für deine Gefühle dienen, aber sie haben leider eine negative Wirkung. Dein Kind fühlt sich dadurch nicht ernst genommen und versteht die Botschaft oft gar nicht richtig. Ironie kann für Kinder schwer zu deuten sein, und sie bleiben verwirrt zurück, weil sie nicht genau wissen, was du von ihnen möchtest.
Das Problem beim ironischen Loben ist, dass es die Beziehung zwischen dir und deinem Kind belastet. Dein Kind spürt den unterschwelligen Ärger oder die Enttäuschung, aber statt einer klaren Ansage bekommt es eine verdrehte Botschaft. Das kann zu Unsicherheit führen, weil dein Kind nicht weiß, wie es darauf reagieren soll. Anstatt das Verhalten zu korrigieren, fühlt sich dein Kind möglicherweise verletzt oder zieht sich zurück. Im schlimmsten Fall lernt es sogar, Ironie als Kommunikation zu übernehmen und reagiert auf ähnliche Weise auf dich oder andere.
Besser ist es, schlechtes Verhalten direkt und klar anzusprechen, ohne ironische Bemerkungen. Dein Kind braucht klare Grenzen und direkte Ansagen, um zu verstehen, welches Verhalten in Ordnung ist und welches nicht. Statt ironischem Lob solltest du deinem Kind ruhig mitteilen, was du von ihm erwartest: „Bitte räum die Kleidung vom Boden in den Wäschekorb.“ So weiß dein Kind genau, woran es ist, und du vermeidest Missverständnisse und negative Gefühle. Hier findest du Tipps, wie du die Kooperation fördern kannst, sodass dein Kind auf dich hört.
6. Fehler: Nicht genug Begeisterung zeigen
Je jünger dein Kind ist, desto begeisterter sollte dein Lob klingen. Je mehr Enthusiasmus, desto besser. Je mehr du wie ein Cheerleader klingst, desto mehr Spaß hat dein Kleinkind. Je mehr Spaß es hat, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es das Verhalten wiederholt. Je öfter es das Verhalten übt, desto schneller und besser wird es zu einer Gewohnheit und Routine.
In der Grundschulzeit oder danach sollte das Lob immer cooler und gelassener klingen. Auch Körperkontakt wie ein Kuss oder eine Umarmung gefällt Teenagern dann nicht mehr. Ein Lob mit einem Daumen hoch, einem Lächeln oder einem High Five aus der Ferne zu kombinieren, ist dann aber immer noch hilfreich.
7. Fehler: Die Intelligenz des Kindes loben
Kinder für ihre Intelligenz zu loben, scheint auf den ersten Blick motivierend, kann aber negative Auswirkungen haben. Studien zeigen, dass Kinder, die für Intelligenz gelobt werden, häufiger auf Leistung statt auf Lernen fokussiert sind, bei Misserfolgen schneller aufgeben und weniger Freude an Aufgaben haben. Sie neigen dazu, Intelligenz als festgelegte Eigenschaft zu betrachten, während Kinder, die für Anstrengung gelobt werden, glauben, dass sie sich verbessern können.
Lobe daher lieber den Einsatz und die Mühe deines Kindes – das fördert Motivation und Lernbereitschaft!
9 Arten „richtigen“ Lobes
Studien zufolge kann Lob in der Erziehung die intrinsische Motivation von Kindern steigern, wenn es Anstrengung betont, Autonomie fördert, Kompetenz aufbaut und spezifisch sowie präzise ist.
Ich habe hier für dich Beispiele für 9 Arten von ermutigendem Lob zusammengefasst. Diese Arten Lob können helfen, dein Kind für Aufgaben initial zu motivieren und nach und nach aus eigener Kraft motiviert zu bleiben.
So kannst du sicherstellen, dass dein Kind nicht nur auf das Lob hinarbeitet, sondern auch den Prozess und seine eigenen Fortschritte schätzen lernt.
1) Beschreibendes Lob
Beschreibendes Lob ist eine effektive Möglichkeit, deinem Kind genau zu zeigen, was es gut gemacht hat: „Mega stark, du hast heute ganz besonders ordentlich aufgeräumt. Wow!“
Indem du beschreibst, was dir positiv aufgefallen ist, weiß dein Kind genau, welches Verhalten du schätzt. Das gibt ihm Orientierung und hilft ihm, dieses Verhalten in Zukunft zu wiederholen. Außerdem fühlt es sich dadurch wirklich gesehen und verstanden.
Durch beschreibendes Lob stärkst du das Selbstvertrauen deines Kindes auf eine tiefere Art. Es versteht, dass seine Handlungen nicht nur zufällig oder oberflächlich gelobt werden, sondern dass du genau hinschaust und erkennst, was es leistet. Dein Kind lernt dadurch, seine eigenen Fortschritte zu reflektieren und zu schätzen.
Diese Art von Lob fördert nicht nur bestimmte Verhaltensweisen, sondern auch die Eigenverantwortung und das Bewusstsein deines Kindes für seine Handlungen.
2) Wertschätzendes Lob
Bei diesem Lob werden die Beiträge für die Gruppe oder Familie und das Engagement des Kindes in einer Gemeinschaft oder Gruppe wertgeschätzt.
Beispiele:
- „Ich schätze deine Hilfe sehr!“
- „Danke, dass du deiner Schwester bei den Schuhen geholfen hast! Richtig gut.“
- „Danke, dass du schon den Tisch gedeckt hast! Jetzt können wir schneller essen. Mega!“
Wertschätzendes Lob stärkt das Gefühl der Zugehörigkeit und des Beitragens zur Gemeinschaft. Das Kind fühlt sich als wichtiger Teil einer Gruppe, was soziale Kompetenzen und das Selbstwertgefühl fördert.
👉 Keine Angst vor dem Loben: 10 häufige Bedenken
3) Lob für Anstrengung
Lob für die Anstrengung deines Kindes zeigt ihm, dass nicht nur das Ergebnis zählt, sondern vor allem der Einsatz.
- „Wow, ich habe gesehen, wie sehr du dich angestrengt hast, das zu verstehen! Das war echt nicht einfach.“
- „Ich sehe, wie viel Mühe du dir beim dem Text gegeben hast. Ich find das richtig toll!“
- „Du hast dich wirklich bemüht, es beim zweiten Versuch besser zu machen. Und dann hat’s geklappt. High Five!“
Dieses Lob macht deutlich, dass Herausforderungen und Schwierigkeiten Teil des Prozesses sind und es sich lohnt, dranzubleiben, auch wenn es nicht sofort klappt.
In dem du die Anstrengen in den Vordergrund rückst, lernt dein Kind, dass es weniger um Perfektion geht, sondern um den Weg dorthin. Das stärkt das Selbstvertrauen und motiviert, sich neuen Herausforderungen zu stellen. So lernt dein Kind nach und nach, dass Erfolg vor allem durch Durchhaltevermögen und Engagement erreicht wird, nicht allein durch Talent.
Mit kleinen, machbaren Zielen hilfst du deinem Kind, Herausforderungen Schritt für Schritt zu meistern, ohne sich überfordert zu fühlen. In meinem Blogbeitrag über Babyschritte zeige ich dir, wie du mit Lob und Geduld nachhaltige Veränderungen im Verhalten deines Kindes erreichst – ganz ohne Druck.
4) Prozessorientieres Lob
Prozessorientiertes Lob hebt den Lernprozess deines Kindes hervor, nicht nur das Endergebnis. Wenn du dein Kind lobst, sagst du nicht einfach „Gut, endlich sind die Hausaufgaben fertig!“, sondern fokussierst dich darauf, wie es vorgegangen ist. Ein Satz wie: „Wow. Ich habe gesehen, wie du Schritt für Schritt vorgegangen bist, um das Matheproblem zu lösen. Richtig gut, wie du das auch alles notiert hast.“ hilft deinem Kind zu erkennen, dass der Weg zur Lösung wichtig ist. Du zeigst ihm, dass seine Ausdauer und seine Herangehensweise den Erfolg ermöglichen – nicht nur die Lösung selbst.
Mit prozessorientiertem Lob gibst du deinem Kind die Gewissheit, dass es mit einer strukturierten Vorgehensweise und kontinuierlichem Engagement jede Herausforderung meistern kann.
5) Lob für kleine Fortschritte
Lob für kleine Fortschritte ist eine großartige Möglichkeit, dein Kind auf dem Weg zu größeren Zielen zu motivieren. Anstatt nur das Endergebnis zu feiern, kannst du die kleinen Schritte hervorheben:
- „Wow, heute hast du dir dein Nachtzeug viel schneller angezogen als gestern. Du hast dich richtig angestrengt! Und ich bin noch gar nicht fertig mein kleiner Frechdachs.“ (Und dann ein bisschen lustig kitzeln.)
- „Mega, gestern haben wir 30 Vokabeln in 10 Minuten geschafft, heute konnten wir schon 35 Vokabeln üben!“
So lernt dein Kind, dass es auf dem richtigen Weg ist und dass jeder kleine Fortschritt zählt. Dieses Lob zeigt, dass du den Prozess schätzt und nicht nur das Ergebnis – und das motiviert dein Kind, auch bei Herausforderungen weiterzumachen.
Wenn du die kleinen Fortschritte lobst, gibst du deinem Kind das Gefühl, dass seine Mühen kontinuierlich Anerkennung finden. Das hilft ihm, Geduld zu entwickeln und auch dann dranzubleiben, wenn der Weg schwierig ist.
Indem du sagst: „Du wirst jedes Mal ein kleines bisschen besser!“, zeigst du deinem Kind, dass es sich Schritt für Schritt weiterentwickelt. So lernt es, dass Erfolg nicht plötzlich kommt, sondern durch stetige kleine Verbesserungen erreicht wird – und das gibt ihm die Zuversicht, dass es jede Herausforderung bewältigen kann.
Genau dieses Prinzip greift auch die Methode der Babyschritte in der Erziehung auf. Statt auf schnelle Erfolge zu hoffen, ermutigst du dein Kind, durch kleine Fortschritte voranzukommen. Wie du das Schritt für Schritt umsetzen kannst, erfährst du in meinem Blogbeitrag über Babyschritte – eine sanfte und effektive Methode, die euch beiden den Alltag erleichtert.
6) Autonomie-förderndes Lob
Autonomie-förderndes Lob hilft deinem Kind, Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten zu entwickeln, wenn du konkret betonst, was dein Kind alleine geschafft hat: „Du hast dir ganz alleine überlegt, wie du das Problem löst – das ist wirklich beeindruckend.“
Dieses Lob zeigt deinem Kind, dass es nicht nur um das Ergebnis geht, sondern darum, wie es selbstständig Entscheidungen trifft und Wege findet. Es ermutigt dein Kind, in Zukunft eigene Lösungen zu finden, ohne ständig auf Bestätigung von außen angewiesen zu sein.
Wenn du die Autonomie deines Kindes lobst, bestärkst du es darin, sich Herausforderungen mutig zu stellen. Du zeigst ihm, dass es selbst die Kontrolle über seine Handlungen hat und stolz auf seine eigene Leistung sein kann.
Ein Satz wie „Das hast du alleine super hinbekommen!“ vermittelt deinem Kind, dass es fähig ist, Dinge eigenständig zu meistern. Das stärkt nicht nur sein Selbstvertrauen, sondern auch seine Bereitschaft, neue Aufgaben anzugehen – weil es weiß, dass es die Fähigkeiten dazu hat.
7) Emotionsbasiertes Lob
Emotionsbasiertes Lob hilft deinem Kind, seine eigenen Gefühle zu erkennen und wertzuschätzen. Bei diesem Lob gehst du auf die Emotionen deines Kindes ein: „Ich sehe, wie stolz du auf dein Bild bist.“ „Toll, ich habe mitbekommen, wie viel Spaß ihr beim tanzen hattet. Das freut mich!“
Indem du die Gefühle deines Kindes spiegelst, zeigst du ihm, dass es nicht nur um die Leistung geht, sondern auch um die Freude und den Stolz, die es dabei empfindet. Das stärkt die emotionale Intelligenz deines Kindes und gibt ihm das Gefühl, dass seine Gefühle genauso wichtig sind wie das Ergebnis.
Wenn du die Emotionen deines Kindes lobst, hilfst du ihm, eine tiefere Verbindung zu seinen eigenen Leistungen herzustellen. Sätze wie „Du siehst so glücklich aus, dass du das geschafft hast!“ machen deutlich, dass der emotionale Prozess, der hinter der Aufgabe steckt, genauso wertvoll ist wie die Anstrengung selbst.
Dein Kind lernt, stolz auf seine eigenen Gefühle zu sein und entwickelt ein stärkeres Selbstbewusstsein, weil es merkt, dass es nicht nur um das Lob von außen geht, sondern auch um das, was es innerlich fühlt.
8) Ermutigung zur Problemlösung, um intrinsische Motivation zu stärken
Ermutigung zur Problemlösung zeigt deinem Kind, dass es nicht nur das Ergebnis ist, das zählt, sondern auch, wie es Herausforderungen meistert.
Beispiel:
- „Ich finde es toll, wie du dir eine Lösung für [Problem] überlegt hast. Es hat zwar nicht geklappt, das passiert manchmal. Du bist aber wirklich hartnäckig dabei geblieben, richtig cool. Morgen bekommst du das hin!“
- „Du hast mich dazu gebracht, das Problem aus einer anderen Perspektive zu betrachten, und das war eine große Hilfe!“
Damit gibst du deinem Kind die Bestätigung, dass es in der Lage ist, selbstständig nachzudenken und kreative Wege zu finden. Es lernt, dass der Prozess des Denkens und Ausprobierens ebenso wichtig ist wie das eigentliche Ziel.
Wenn du dein Kind für seine Problemlösungsfähigkeiten lobst, stärkst du seine Selbstständigkeit und sein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Ein Satz wie „Du hast wirklich einen cleveren Weg gefunden, das zu lösen!“ gibt deinem Kind das Gefühl, dass es Kontrolle über schwierige Situationen hat. Das motiviert es, in Zukunft nicht sofort aufzugeben, sondern weiter nach Lösungen zu suchen, weil es weiß, dass es die Fähigkeit hat, Herausforderungen zu bewältigen.
9) Sich selbst loben lernen
Lob, das das Selbstbewusstsein deines Kindes stärkt, ermutigt dein Kind, stolz auf sich selbst zu sein, anstatt nur auf das Lob von außen zu warten. Wenn du sagst: „Du kannst wirklich stolz auf dich sein, wie du das geschafft hast!“, hilfst du deinem Kind, seine eigenen Erfolge zu erkennen und wertzuschätzen. Es lernt, dass es sich selbst Anerkennung geben kann, unabhängig davon, ob es von anderen gelobt wird.
Meine Kinder finden es zum Beispiel sehr lustig, sich einmal am Tag selbst auf die Schulter zu klopfen, zum Beispiel weil sie den ganzen Tag keine Süßigkeiten gegessen haben.
Fazit
Lob ist ein kraftvolles Werkzeug in der positiven Erziehung, das nicht nur das Verhalten deines Kindes positiv beeinflussen kann, sondern auch das Selbstvertrauen und die Bindung zwischen euch stärkt.
Egal, ob es um kleine Fortschritte oder große Erfolge geht – gezieltes, spezifisches Lob macht den Unterschied. Es hilft deinem Kind zu lernen, gibt ihm Orientierung und ermutigt es, dranzubleiben.
Mit der Zeit wird Lob ganz selbstverständlich in euren Alltag einfließen und eine positive Atmosphäre schaffen. Nutze es, um deine Kinder zu stärken, aber auch um euch als Familie noch enger zusammenzubringen.
Lob ist aber nur ein Teil eines größeren „Werkzeugkastens“ in der Erziehung. Um wirklich nachhaltige Veränderungen zu bewirken, ist es wichtig, positives Feedback mit anderen Techniken zu kombinieren:
- Aufgaben und Anweisungen richtig stellen, Kooperation verbessern
- Kleine Fortschritte loben in in der Erziehung
- Neues lernen durch „Trockenübungen“ und Rollenspiele
- Nicht „nicht“ sagen: Positive Gegenteile für schlechtes Verhalten finden
- Belohnungen, Punktesysteme und Token Economy richtig einsetzen
Literatur und Quellen
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