Hast du jemals bemerkt, wie dein Kind dich genau beobachtet und deine Handlungen bis ins kleinste Detail nachahmt? Lernen durch Nachahmung ist schließlich eine der wichtigsten Methoden, wie Kinder die Welt begreifen. Es dürfte keine Überraschung sein, dass unsere Kinder uns wie ein Spiegel reflektieren und ein gutes Vorbild sein super wichtig ist.
Modelllernen ist eine Lernmethode, bei der Kinder durch Beobachtung und Nachahmung lernen. Sie schauen sich ab, was wir tun, und übernehmen es in ihr eigenes Verhalten.
Kleine Augen sehen alles – und lernen durch Nachahmung
Stell dir vor: Du stößt dir einmal den großen Zeh an und rufst laut „Scheiße!“ – und schon hörst du dieses Wort in den nächsten Tagen mehrfach aus dem Mund deines Kindes.
Kinder nehmen Verhaltensweisen von Erwachsenen unglaublich schnell auf, selbst wenn sie ungewollt oder zufällig sind. Sie übernehmen Redewendungen oder den Tonfall ihrer Eltern, zum Beispiel ironische Bemerkungen oder bestimmte Floskeln.
Lernen durch Beobachtung ist uns Eltern oft vertraut und zeigt sich in den alltäglichen Interaktionen mit unseren Kindern. Ohne gezieltes Üben lernen sie von uns Verhaltensweisen, Ausdrucksformen und Sprache.
Doch was bedeutet das für dich und dein Kind? Es ist eine Erinnerung daran, wie mächtig dein Vorbild ist – und wie du es nutzen kannst, um positive Verhaltensweisen zu fördern.
Gezielt und bewusst Vorbild sein, um Lernen durch Nachahmung zu nutzen
Viele der Konzepte und Techniken, die du hier im Blog findest, sind dir wahrscheinlich bereits vertraut:
- Kinder lieben lob und es motiviert sie, bestimmte Verhaltensweisen öfter zu zeigen.
- Wir sollten nicht zu schnell zu viel von unseren Kindern erwarten, sondern uns gemeinsam mit ihnen über die kleinen Fortschritte freuen.
- Kinder spielen sehr gerne und sie spielen auch bestimmte Situationen nach und können so Neues lernen.
Doch Forschungsergebnisse zeigen, dass die Wirksamkeit dieser Konzepte und Erziehungswerkzeuge erheblich gesteigert werden kann, wenn sie gezielt und strukturiert angewendet werden. Im Alltag nutzen wir oft intuitiv bestimmte Erziehungspraktiken, aber ohne bewusste Anwendung entfalten sie nicht ihr volles Potenzial.
Nimm zum Beispiel das Loben: Gewöhnliches Lob wie ein freudiges „Super!“ oder „Toll gemacht! “ist natürlich wertvoll in der Erziehung deines Kindes. Aber wissenschaftliche Studien haben spezifische Methoden des Lobens aufgezeigt, die Verhalten nachhaltig fördern und positive Gewohnheiten aufbauen können.
Ähnlich ist es mit dem Lernen durch Beobachten und Lernen durch Nachahmen – dein Kind lernt ständig durch das, was es bei dir sieht. Dieses natürliche Phänomen kannst du bewusst nutzen, um gezielt Verhaltensweisen bei deinem Kind zu formen. Statt auf zufällige Nachahmung zu hoffen, kannst du geplant und zielgerichtet Vorbild sein.
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Spiegelneuronen: Was beim Beobachten und Lernen durch Nachahmung im Gehirn passiert
Der Prozess, bei dem dein Kind dir zuschaut und dadurch neues lernt, wird auch Lernen durch Beobachtung genannt. Das bedeutet, dass Lernen nicht nur durch direkte Praxis erfolgt, sondern auch durch das Beobachten anderer.
Während bei vielen Methoden der Verhaltensänderung die aktive Übung im Vordergrund steht, kann dein Kind den ersten Schritt oft schon machen, indem es sieht, wie jemand anderes eine Handlung ausführt. (Das Selbst-tun bleibt wichtig, um das Verhalten zu festigen und zu vertiefen, aber das grundlegende Verständnis entsteht oft durch das Beobachten.)
Doch was passiert dabei eigentlich im Gehirn deines Kindes? Hier kommen die sogenannten Spiegelneuronen ins Spiel. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass diese speziellen Gehirnzellen aktiviert werden, wenn wir andere beobachten. Der Begriff „Spiegel“ ist dabei wörtlich zu nehmen: Diese Neuronen spiegeln die Handlungen anderer Personen.
Wenn dein Kind zum Beispiel sieht, wie jemand eine Zahnbürste zum Mund führt, feuern seine Spiegelneuronen so, als würde es selbst die Zahnbürste halten. Diese Neuronen helfen deinem Kind also, das Verhalten nicht nur zu sehen, sondern auch innerlich nachzuvollziehen. Ohne die Handlung selbst auszuführen, wird ein Teil des Lernprozesses im Gehirn angestoßen.
Durch dieses „innere Üben“ werden Verhaltensmuster im Gehirn deines Kindes verankert. Dieses neuronale Einprägen bereitet den Weg dafür, dass es das Verhalten später selbst ausführt. Die Spiegelneuronen und ihre Netzwerke spielen somit eine entscheidende Rolle beim Beobachtungslernen.
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Dein Einfluss als Vorbild für dein Kind ist groß
Diese Tabelle zeigt, wie vielfältig und tiefgreifend Kinder das Verhalten ihrer Eltern im Alltag nachahmen. Sie imitieren nicht nur offensichtliche Handlungen beim Lernen durch Nachahmung, sondern übernehmen auch Einstellungen, emotionale Reaktionen und soziale Interaktionen. Es verdeutlicht, wie wichtig das eigene Verhalten als Vorbild für die Entwicklung des Kindes ist.
Indem du dir klar machst, welche Werte und Verhaltensweisen du vermitteln möchtest, kannst du dein eigenes Verhalten entsprechend ausrichten. So wird das Vorbildsein zu einem kraftvollen Werkzeug, um die Entwicklung deines Kindes positiv zu beeinflussen.
Hier siehst du 13 Beispiele für Lernen durch Beobachtung:
Verhalten der Eltern | Wie Kinder es nachahmen |
---|---|
Verwendung von Sprache und Ausdrücken | Kinder übernehmen Flüche, Redewendungen, ironische Bemerkungen oder bestimmte Floskeln, die sie bei ihren Eltern hören. Beispiel: Wenn du fluchst, wiederholt dein Kind diese Worte. Doch auch nette Worte und „Ich hab dich so lieb!“ werden von deinem Kind nachgeahmt, wenn du sie selbst oft sagst. |
Alltägliche Handlungen (z. B. Kochen, Haushaltsaufgaben) | Kinder imitieren, wie Eltern kochen oder Haushaltsaufgaben erledigen, indem sie diese Tätigkeiten nachspielen oder aktiv mithelfen möchten. |
Umgang mit Technologie | Kinder ahmen den Gebrauch von Smartphones, Computern oder Tablets nach, indem sie so tun, als würden sie arbeiten oder telefonieren. |
Ausdruck von Emotionen und Reaktionen auf Stress | Kinder reagieren in ähnlichen Situationen wie ihre Eltern, z. B. zeigen sie Wut, Frustration oder bleiben gelassen, je nachdem, was sie beobachtet haben. |
Kommunikation mit anderen (Freunden, Fremden) | Kinder übernehmen den Kommunikationsstil ihrer Eltern, einschließlich Höflichkeit, Tonfall und Umgangsformen gegenüber anderen Menschen. |
Disziplinierungsmaßnahmen | Kinder verwenden ähnliche Methoden wie ihre Eltern, z. B. Schreien, Tadel oder Sarkasmus, wenn sie mit Geschwistern oder Freunden Konflikte haben. |
Sicherheitsverhalten | Kinder übernehmen Sicherheitsmaßnahmen wie Anschnallen im Auto, Helmtragen oder Sonnencreme verwenden, wenn sie sehen, dass ihre Eltern dies konsequent tun. |
Offene Kommunikation über Gefühle und Erlebnisse | Wenn Eltern regelmäßig über ihren Tag und ihre Gefühle sprechen, fühlen sich Kinder ermutigt, ebenfalls offen über ihr eigenes Leben zu sprechen. |
Umgang mit Genussmitteln (z. B. Alkohol, Rauchen) | Kinder sind eher geneigt zu rauchen oder Alkohol zu trinken, wenn ihre Eltern dieses Verhalten vorleben. Sie sehen es als normales Verhalten an und übernehmen es möglicherweise später selbst. |
Sportliche Aktivitäten und Hobbys | Kinder entwickeln Interesse an Sportarten oder Hobbys, die ihre Eltern ausüben, und möchten diese nachahmen oder gemeinsam ausüben. |
Umweltbewusstsein und nachhaltiges Verhalten | Kinder übernehmen umweltfreundliche Praktiken wie Mülltrennung oder Ressourcenschonung, wenn ihre Eltern diese vorleben. |
Einstellungen und Vorurteile | Kinder übernehmen oft die Einstellungen oder Vorurteile ihrer Eltern gegenüber bestimmten Themen oder Personengruppen. |
Umgang mit Geld und Finanzen | Kinder entwickeln ähnliche Einstellungen zum Sparen, Ausgeben oder Spenden wie ihre Eltern. |
Reaktionen auf Erfolg und Misserfolg | Kinder lernen von ihren Eltern, wie sie mit Erfolgen oder Niederlagen umgehen, z. B. ob sie bescheiden bleiben oder aus Fehlern lernen. |
Ist Lernen durch Nachahmung die einzige freundliche Erziehungsmethode?
Du fragst dich vielleicht: Reicht es aus, wenn dein Kind einfach nur zuschaut und nachahmt? Sind andere Hilfsmittel wie Lernen durch „Babyschritte“ und Lernen durch „Trockenübungen“ egal?
Die Antwort ist nein. Übung ist immer noch wichtig. Beobachten und Lernen durch Nachahmen können das direkte Üben nicht vollständig ersetzen. Dennoch sind sie unglaublich wertvoll, um komplexe Verhaltensweisen zu vermitteln.
Durch das Beobachtungslernen kann dein Kind ganze Verhaltensabläufe verstehen und sich darauf vorbereiten, bevor es sie selbst ausprobiert. Stell dir vor, wie dein Kind das Lesen lernt. Es sieht dich mit Freude in einem Buch schmökern, erkennt, dass Bücher spannende Geschichten enthalten und dass die schwarzen Zeichen auf den Seiten Bedeutung haben. Dieses Beobachten weckt Interesse und Verständnis, aber erst durch das eigene Lesen übt dein Kind diese Fähigkeit ein.
Modellieren als Unterstützung zur Praxis: Auch wenn Modellieren ein effektives Mittel ist, bleibt die Praxis notwendig, um das Verhalten zu festigen. Dein Vorbild liefert die Grundlage und die erste Orientierung. Doch erst durch das eigene Tun kann dein Kind das Gelernte vertiefen und verinnerlichen.
Indem du sowohl ein gutes Beispiel gibst als auch Gelegenheiten zum Üben schaffst, hilfst du deinem Kind, neue Fähigkeiten wirklich zu meistern. Beobachten und Üben gehen Hand in Hand – sie sind die Schlüssel, um nachhaltiges Lernen und Wachstum zu fördern.
4 Schritte: Lernen durch Beobachten und Nachahmung gezielt einsetzen
Viele Verhaltensmuster werden im Alltag unbewusst modelliert. Dein Kind nimmt durch Nachahmung auf, was du ihm vorlebst – oft, ohne dass du es bewusst planst oder darüber nachdenkst. Dieses Modellieren geschieht häufig still und nebenbei, ohne bewusste Absicht.
Aber was wäre, wenn du das Verhalten deines Kindes absichtlich und gezielt beeinflussen könntest? Um Modellieren effektiv zur Entwicklung gewünschter Verhaltensweisen einzusetzen, gibt es vier wesentliche Schritte, die auf den Arbeiten von Dr. Alan E. Kazdin basieren
Dr. Kazdin ist Sterling Professor für Psychologie und Kinderpsychiatrie an der Yale University und ein anerkannter Experte für Kindererziehung und Verhaltensänderung.
Schritt 1: Wähle eine Ziel-Eigenschaft aus
Überlege dir genau, welche Eigenschaft du bei deinem Kind fördern möchtest und welche deinem Partner oder deiner Partnerin wichtig sind. Vielleicht ist es Freundlichkeit, Geduld oder Mut. Die bewusste Auswahl hilft dir, klarer zu handeln und gezielt Einfluss zu nehmen.
Schritt 2: Definiere konkrete Beispiele
Notiere dir spezifische Verhaltensweisen, die diese Eigenschaft widerspiegeln. Wenn du zum Beispiel Freundlichkeit fördern möchtest, könnten das sein:
- Anderen Kindern helfen
- Spielzeug oder Knabberzeug teilen
- Jemanden trösten, der traurig ist
- Jemandem den Vortritt lassen, zum Beispiel bei einem Spiel
- Sich hinten anstellen und warten
Diese konkreten Beispiele machen die Eigenschaft für dein Kind greifbar und nachvollziehbar.
Schritt 3: Bewusst Vorbild sein
Zeige diese Verhaltensweisen in deinem eigenen Handeln. Nutze natürliche Gelegenheiten im Alltag, um sie vorzuleben. Es muss nicht täglich sein, aber wenn sich eine passende Situation ergibt, handle entsprechend und mache dein Verhalten für dein Kind sichtbar. Zum Beispiel: „Ich habe der Nachbarin geholfen, ihre Einkäufe zu tragen.“
Schritt 4: Lobe das nachgeahmte Verhalten
Wenn du bemerkst, dass dein Kind eine der modellierten Verhaltensweisen zeigt, lobe es dafür. Positive Verstärkung ermutigt dein Kind, dieses Verhalten beizubehalten. Sag zum Beispiel: „Ich finde es toll, wie du deinem Freund geholfen hast. Das war sehr freundlich von dir.“
Durch diese vier Schritte nutzt du das natürliche Beobachten und Nachahmen deines Kindes gezielt, um positive Verhaltensweisen zu fördern. Es erfordert ein wenig Planung und Bewusstsein, aber es wird sich langfristig lohnen!
Häufige Fragen zum Beobachtungslernen, Nachahmung und Vorbild sein
Sollte ich erwähnen, dass ich gerade etwas Gutes tue?
Ja, es kann hilfreich sein, deinem Kind bewusst zu machen, wenn du ein positives Verhalten zeigst. Dabei ist es wichtig, es auf natürliche Weise zu tun. Zum Beispiel könntest du sagen: „Ich habe Mama einen Kaffee gekocht, weil wir eine Familie sind und es wichtig ist, dass wir uns gegenseitig helfen.“
So machst du dein Kind auf die gute Tat aufmerksam, ohne dich selbst in den Vordergrund zu stellen.
Wie soll ich meinem Kind gegenüber erwähnen, dass ich ein Vorbild bin?
Sprich offen über deine Handlungen, aber halte es unkompliziert und ehrlich. Erkläre, was du getan hast und warum es dir wichtig ist.
Zum Beispiel: „Ich habe unserem Nachbarn gerade die Tür aufgehalten, damit die Tür ihm nicht ins Gesicht schlägt und er nicht extra seinen Schlüssel herausholen muss.“ So versteht dein Kind den Wert hinter der Aktion.
Kann ich was falsch machen beim Lernen durch Nachahmung?
Vermeide es, dich selbst zu loben oder dein Kind zu belehren. Sätze wie „Siehst du, wie toll ich bin?“ oder „So solltest du das auch machen!“ oder gemein Sätze wie „Wenn du ein liebes Kind wärst, würdest du das auch machen!“ können Druck aufbauen und das Gegenteil bewirken. Dein Ziel ist es, ein authentisches Vorbild zu sein, nicht dich selbst hervorzuheben.
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Warum soll ich mein Kind loben beim Beobachtungslernen?
Lob ist ein kraftvolles Mittel, um positives Verhalten zu verstärken. Wenn du dein Kind für eine gute Tat lobst, fühlt es sich anerkannt und motiviert, dieses Verhalten fortzusetzen. Es stärkt sein Selbstvertrauen und zeigt ihm, dass seine Handlungen geschätzt werden.
Wer oder was kann noch als Vorbild dienen?
Nicht nur du musst als Vorbild dienen. Es gibt viele positive Beispiele in Büchern, Filmen oder im Alltag. Zeige deinem Kind Charaktere oder Personen, die die gewünschten Eigenschaften verkörpern. Zum Beispiel: „Schau mal, wie mutig die Heldin in diesem Buch ist und ihren Freunden hilft.“ Lernen durch Nachahmung kann in verschiedenen Settings und mit unterschiedlichen Vorbildern funktionieren.
Wie viel darf ich von meinem Kind erwarten? Wie viel lernt mein Kind durch Lernen durch Beobachtung?
Erwarte keine Perfektion – weder von dir noch von deinem Kind. Es ist völlig normal, dass nicht immer alles reibungslos läuft. Wichtig ist, dass du bewusst bestimmte Verhaltensweisen modellierst und geduldig bist. Kleine Schritte führen auch zum Ziel.
Wie oft muss ich Vorbild sein?
Es ist verständlich, sich zu fragen, wie oft du Vorbild sein musst, um eine positive Wirkung auf dein Kind zu haben. Die gute Nachricht ist: Es geht nicht um Perfektion oder darum, ständig alles richtig zu machen. Jeder Moment, in dem du bewusst ein positives Verhalten zeigst, zählt.
Je häufiger du gewünschte Verhaltensweisen vorlebst, desto stärker wird dein Kind diese verinnerlichen. Doch auch gelegentliche Beispiele können einen Unterschied machen.
Denke daran, dass es normal ist, nicht immer konsequent zu sein. Es geht nicht darum, rund um die Uhr ein ideales Vorbild zu sein, sondern darum, Gelegenheiten zu nutzen, um deinem Kind wichtige Werte und Verhaltensweisen zu vermitteln. Wenn du mal einen Fehler machst, ist das auch eine Chance: Zeige deinem Kind, wie du damit umgehst, und nutze die Situation als Lernmoment.
Am Ende zählt die Gesamtwirkung deiner Bemühungen. Sei geduldig mit dir selbst und vertraue darauf, dass dein bewusster Einsatz Früchte trägt.
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Lernen durch Beobachten: Schlechtes Vorbild sein
Es ist nicht immer leicht, ein gutes Vorbild für dein Kind zu sein. Manchmal schleichen sich Verhaltensweisen ein, die du vielleicht gar nicht bemerkst, die aber einen negativen Einfluss auf dein Kind haben können, weil das Lernen durch Nachahmung zu gut funktioniert.
Um dir zu helfen, bewusster damit umzugehen, findest du hier eine Liste mit Beispielen, in denen Eltern ungewollt ein schlechtes Vorbild sein können.
Achtung, Eltern können auch ein schlechtes Vorbild sein! Hier siehst du 10 Beispiel für Lernen durch Nachahmung:
- Unkontrollierte Wutausbrüche: Wenn du bei Ärger sofort laut wirst oder schreist, lernt dein Kind, dass das eine angemessene Reaktion auf Frustration ist.
- Unehrlichkeit: Wenn du lügst, selbst bei kleinen Dingen wie einer Notlüge am Telefon, zeigt das deinem Kind, dass Unwahrheiten akzeptabel sind.
- Respektloser Umgang mit anderen: Wenn du unhöflich zu Kellnern, Verkäufern oder anderen Menschen bist, übernimmt dein Kind dieses Verhalten möglicherweise.
- Übermäßiger Medienkonsum: Wenn du ständig am Smartphone oder vor dem Fernseher hängst, statt Zeit mit deinem Kind zu verbringen, sieht es das als normal an.
- Ungesunde Lebensweise: Wenn du dich schlecht ernährst, wenig Bewegung machst oder ungesunde Gewohnheiten wie Rauchen oder übermäßiges Trinken hast, beeinflusst das die Gesundheitsgewohnheiten deines Kindes.
- Schlechte Kommunikationsfähigkeiten: Wenn du Probleme ignorierst oder Konflikte vermeidest, anstatt offen darüber zu sprechen, lernt dein Kind nicht, wie es effektiv kommunizieren kann.
- Negative Selbstgespräche: Wenn du ständig über dich selbst schlecht redest oder ein geringes Selbstwertgefühl zeigst, kann dein Kind ähnliche Unsicherheiten entwickeln.
- Verantwortungslosigkeit: Wenn du Verpflichtungen nicht nachkommst oder Versprechen brichst, lernt dein Kind, dass Zuverlässigkeit nicht wichtig ist.
- Mangelnde Empathie: Wenn du wenig Mitgefühl für andere zeigst oder die Gefühle deines Kindes abtust, kann es Schwierigkeiten entwickeln, Empathie für andere zu empfinden.
- Regelbruch: Wenn du Regeln missachtest, z. B. Verkehrsregeln oder gesellschaftliche Normen, vermittelt das deinem Kind, dass Regeln nicht ernst genommen werden müssen.
Beispiel: Kinder schreien im Kinderzimmer
Vielleicht kennst du die Situation: Deine Kinder toben und schreien im Kinderzimmer, und plötzlich hörst du dich selbst aus dem Wohnzimmer rufen: „Hört auf zu schreien!“ Dabei hast du eigentlich genau das Gegenteil im Sinn.
Doch hier steckt ein häufiges Problem – ohne es zu wollen, modellieren Eltern manchmal genau die Verhaltensweisen, die sie bei ihren Kindern abstellen möchten. Indem Eltern laut rufen, vermitteln sie unbewusst, dass lautes Rufen ein akzeptables Mittel der Kommunikation ist. Diese doppelte Botschaft kann das gewünschte Vorbild-sein untergraben.
Was kannst du stattdessen tun? Wenn du möchtest, dass dein Kind ruhiger wird, versuche selbst, leise und ruhig zu sprechen. Geh am besten ins Kinderzimmer und bitte dein Kind mit sanfter Stimme, etwas leiser zu spielen. Diese Vorgehensweise zeigt deinem Kind auf direktem Weg, wie ein ruhiger Umgang miteinander aussehen kann und dein Kind kann das Lernen durch Nachahmung auf eine positive Art und Weise anwenden.
Noch besser: Hilf deinem Kind, ein ruhigeres Spiel zu finden. Setzt euch gemeinsam hin und beginnt zum Beispiel, mit Lego zu bauen. Wenn dein Kind dem Wunsch nachkommt und ruhig spielt, ist das eine wunderbare Gelegenheit für Lob. Ein freundliches „Ich finde es toll, wie leise du jetzt spielst“ verstärkt das Verhalten und ermutigt dein Kind, auch künftig auf diese Weise zu spielen.
Dieser Ansatz mag etwas mehr Aufwand erfordern, aber die Wirkung ist spürbar. Indem du das gewünschte Verhalten modellierst und bestärkst, legst du den Grundstein dafür, dass dein Kind lernt, sich auch in lauten Momenten auf sanftere Kommunikation einzulassen.
Schlechte Vorbilder im Alltag deines Kindes
Vielleicht kennst du die Herausforderung: In der Klasse deines Kindes gibt es einige Raudis, die es bewundert und kopieren möchte. Und natürlich freut sich dein Kind auf die Besuche bei Oma, die gerne viel fernsieht und Süßigkeiten anbietet. Solche Einflüsse lassen sich nicht immer vermeiden.
Du hast nicht immer Kontrolle über alle Vorbilder, denen dein Kind begegnet – sei es durch Freunde, andere Erwachsene oder die Medien. Doch das muss kein Grund zur Sorge sein. Dein Ziel muss nicht sein, das gesamte Umfeld zu steuern. Stattdessen kannst du deinem Kind eine starke, positive Grundlage geben, die ihm Orientierung bietet.
Als Elternteil hast du eine besondere Rolle. Kinder lernen zwar von vielen verschiedenen Menschen, aber du stehst für sie im Mittelpunkt. Dein Verhalten hat eine nachhaltige Wirkung, weil du die meiste Zeit mit deinem Kind verbringst und es sich an dir orientiert. Das Beobachtungslernen von dir als Elternteil ist daher besonders effektiv, um gewünschte Verhaltensweisen zu fördern.
Zeige deinem Kind durch dein eigenes Handeln die Werte und Verhaltensweisen, die dir wichtig sind. Auch wenn andere Einflüsse vorhanden sind, kann dein Kind durch deine positive Vorbildfunktion lernen, seine Entscheidungen selbstbewusst zu treffen und sich daran zu erinnern, was es bei dir erlebt hat.
Ich bin mir nicht sicher, funktioniert Lernen durch Nachahmung wirklich?
Vielleicht fragst du dich manchmal, ob dein Verhalten als Vorbild tatsächlich einen Einfluss auf dein Kind hat. Es ist völlig normal, diese Zweifel zu haben – vor allem, weil sich nicht jede Veränderung sofort zeigt. Dennoch, Eltern sind automatisch Vorbilder, und viele Verhaltensweisen werden durch bloßes Beobachten und Nachahmen gelernt. Auch wenn dein Kind das Verhalten nicht sofort zeigt, findet ein Lernprozess statt.
Durch bewusstes Vorleben und die gezielte Auswahl bestimmter Verhaltensweisen steigt die Chance, dass dein Kind diese aufnimmt. Das Modellieren, kombiniert mit Lob, ist besonders effektiv: Wenn dein Kind das gewünschte Verhalten zeigt und dafür Anerkennung erhält, festigt das die Verhaltensweise und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es sie beibehält.
Doch nicht jede Wirkung des Lernen durch Beobachtung zeigt sich sofort. Manche Effekte treten erst Jahre später zutage – manchmal erst, wenn dein Kind selbst erwachsen ist. Dein Vorbild ist eine langfristige Investition, die sich oft erst im Laufe des Lebens entfaltet.
Es sind auch nicht nur die Eltern, die Einfluss haben. Menschen, die deinem Kind wichtig sind – Verwandte, Freunde, Trainer oder auch Vorbilder aus Büchern und Medien – spielen ebenfalls eine Rolle. Besonders das Verhalten von Personen, die dein Kind bewundert oder als „wichtig“ ansieht, wird gerne nachgeahmt.
Am Ende gilt: Bleib geduldig und achte auf kleine Fortschritte. Vielleicht bemerkst du, dass dein Kind plötzlich etwas übernimmt, das du vorgelebt hast – sei es eine Geste der Freundlichkeit, eine ruhige Reaktion in einer stressigen Situation oder auch ein Talent, das du selbst pflegst. Dein Einfluss ist stärker, als du denkst – auch wenn es nicht immer sofort sichtbar ist.
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Deine Aufgabe: Wo wirst du das Lernen durch Nachahmung als nächstes fördern?
Hier sind 20 einfache Ideen, wie du nächste Woche aktiv ein positives Vorbild für dein Kind sein kannst, um Lernen durch Beobachtung und Lernen durch Nachahmung im Erziehungsalltag zu nutzen:
- Geduldig reagieren – Wenn etwas schiefgeht, bleib ruhig und zeige deinem Kind, wie man mit Frustration umgeht.
- Handy beiseitelegen – Widme deinem Kind bewusst Zeit ohne Ablenkung durch das Smartphone.
- Sich bei Fehlern entschuldigen – Wenn dir ein Fehler unterläuft, entschuldige dich und erkläre, warum das wichtig ist.
- Mit Freude Gemüse essen – Zeig deinem Kind, dass gesunde Ernährung Spaß machen kann.
- Dankbarkeit ausdrücken – Bedanke dich bewusst bei anderen, auch bei deinem Kind, für kleine Dinge.
- Umweltbewusstsein zeigen – Trenne Müll, schalte Lichter aus und sprich über Umweltschutz.
- Positiv über andere sprechen – Vermeide abwertende Kommentare über andere und betone das Gute.
- Ordnung halten – Räume nach dir auf und erkläre deinem Kind den Wert von Ordnung.
- Hilfsbereitschaft zeigen – Helfe jemandem im Alltag, z. B. einer Nachbarin, und lass dein Kind sehen, wie das geht.
- Pünktlich sein – Zeige deinem Kind, wie wichtig es ist, Vereinbarungen einzuhalten.
- Lesen statt scrollen – Lies ein Buch oder eine Zeitung statt ständig am Handy zu sein und erkläre, warum du das gerne machst.
- Geld bewusst ausgeben – Sprich mit deinem Kind darüber, warum du dich für oder gegen einen Kauf entscheidest.
- Bewegung einbauen – Zeige Freude an Bewegung, z. B. durch einen gemeinsamen Spaziergang oder eine Fahrradtour.
- Rücksichtsvoll fahren – Wenn du Auto fährst, zeig respektvolles Verhalten im Straßenverkehr.
- Verantwortung übernehmen – Sag deinem Kind, was deine Pflichten sind und warum du sie ernst nimmst.
- Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit finden – Zeige deinem Kind, dass Freizeit genauso wichtig ist wie Arbeit.
- Konflikte ruhig lösen – Falls ein Konflikt entsteht, erkläre, warum du ihn friedlich und mit Worten löst.
- Spielerische Kreativität fördern – Male, bastle oder spiele ein Instrument und lass dein Kind daran teilhaben.
- Auf die eigene Gesundheit achten – Nimm dir Zeit für dich selbst, um deinem Kind zu zeigen, dass Selbstfürsorge wichtig ist.
- Träume und Ziele teilen – Erzähle deinem Kind von deinen eigenen Träumen und erkläre, warum es wichtig ist, Ziele zu haben.
Diese kleinen Aktionen können nächste Woche einen großen Unterschied machen. Dein Kind lernt von dem, was du tust, und je mehr positive Beispiele du vorlebst, desto größer ist die Chance, dass es diese in seinem eigenen Leben umsetzt.
Quellen und Literatur
Kazdin, A.E. & Rotella, C. (2008). The Kazdin Method for parenting the defiant child: With no pills, no therapy, no contest of wills. Boston: Houghton Mifflin.
Kazdin, A.E., & Rotella, C. (2013). The everyday parenting toolkit: The Kazdin Method for easy, step-by-step lasting change for you and your child. Boston: Houghton Mifflin Harcourt.
Mackenzie, R. J. (2013). Setting limits with your strong-willed child, revised and expanded 2nd edition: Eliminating conflict by establishing CLEAR, firm, and respectful boundaries. Harmony/Rodale.
American Psychological Association Teaming up to change child discipline Raising kids can be a tough business. Psychologists’ work on several levels is helping parents choose safe, effective discipline instead of physical punishment.
Effectiveness of the Incredible Years parent training to modify disruptive and prosocial child behavior: a meta-analytic review Clinical Psychology Review, Vol. 33, No. 8, 2013
The Triple P-Positive Parenting Program: a systematic review and meta-analysis of a multi-level system of parenting support Clinical Psychology Review, Vol. 34, No. 4, 2014
Pedro, M.E.A., et al., Psychosocial Intervention, Vol. 26, No. 2, 2017
The 1-2-3 Magic parenting program and its effect on child problem behaviors and dysfunctional parenting: a randomized controlled trial Behaviour Research and Therapy, Vol. 58, 2014
The effects of choice on intrinsic motivation and related outcomes: a meta-analysis of research findings Psychological Bulletin, Vol. 134, No. 2, 2008
Parent management training for conduct problems in children: Enhancing treatment to improve therapeutic change International Journal of Clinical and Health Psychology, Vol. 18, No. 2, 2018
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