Bestrafung in der Erziehung – kaum jemand hinterfragt sie und sie sind allgegenwĂ€rtig. Es wird als selbstverstĂ€ndlich angesehen, dass Kinder stĂ€ndig mit NegativitĂ€t konfrontiert werden: Du sollst nicht so laut sein. Sitz still. Lass das. Hör auf damit. Sei nicht so nervig.

Die Liste der „normalen“ Bestrafungen ist lang:

  • nörgeln
  • meckern
  • schimpfen
  • böse schauen
  • enttĂ€uschte Blicke
  • ein genervtes Seufzen

Die Liste schlimmer Bestrafungen ist lÀnger:

  • harsche Worte
  • schreien
  • Beleidigungen
  • Erniedrigungen
  • das Kind wie Luft behandeln
  • grob werden
  • wegschubsen
  • Einsperren

Noch drastischer: Eine aktuelle reprĂ€sentative Studie von UNICEF zeigt, dass in Deutschland nach wie vor jeder Zweite einen Klaps auf den Hintern fĂŒr harmlos hĂ€lt. Sogar jeder Sechste empfindet es als angemessen, ein Kind zu ohrfeigen.

Viele halten solche oder Ă€hnliche Strafen fĂŒr notwendig, um Kindern klare Grenzen aufzuzeigen. Erwachsene sollen schließlich Verantwortung ĂŒbernehmen, FĂŒhrung geben und Orientierung bieten. TatsĂ€chlich sind Strafen jedoch oft weniger effektiv, als wir es uns wĂŒnschen, und bringen hĂ€ufig unerwĂŒnschte Nebenwirkungen mit sich.

Dieser Blogbeitrag lÀdt dich ein, die tatsÀchlichen Auswirkungen von Bestrafungen in der Erziehung zu hinterfragen. Wir schauen uns an, wie Strafen im Alltag wirken, welche sanften Alternativen es gibt und wie du das Verhalten deines Kindes auf eine langfristig positive Weise beeinflussen kannst. Lies weiter und entdecke, wie du dein Kind klar und liebevoll begleiten kannst.

3 Arten von Bestrafungen in der Erziehung

Bestrafungen in der Erziehung sind alle Konsequenzen, die auf ein Verhalten folgen und darauf abzielen, die Wahrscheinlichkeit dieses Verhaltens in der Zukunft zu verringern.

Es gibt drei verschiedene Arten von Bestrafungen. Sie versuchen das Verhalten des Kindes zu beeinflussen, indem etwas Unangenehmes hinzugefĂŒgt, etwas Positives entzogen oder eine unangenehme Aufgabe zugeteilt wird. Dabei ist es egal, ob es aus dem Affekt heraus oder absichtlich passiert.

Die zentrale Frage dabei ist: VerÀndert Bestrafung tatsÀchlich das Verhalten eines Kindes nachhaltig?

1. Negatives hinzufĂŒgen (unerwĂŒnschte Konsequenz nach Verhalten)

Hier wird dem Kind nach einem unerwĂŒnschten Verhalten etwas Unangenehmes „prĂ€sentiert“. Das kann Meckern, Schimpfen, Tadeln, Schreien oder sogar Beleidigungen und Erniedrigungen umfassen.

Auch grob werden, SchĂŒtteln, SchlĂ€ge oder andere Formen von körperlicher Bestrafung sind Strafen, die etwas Negatives hinzufĂŒgen.

2. Positives wegnehmen (Entzug positiver Aspekte nach Verhalten)

Bei dieser Form der Bestrafung wird dem Kind nach einem Fehlverhalten etwas Positives entzogen. Das können AktivitĂ€ten, Privilegien oder geplante positive Ereignisse sein. Auch das „Time-out“, also das Kind aus der aktuellen Situation zu nehmen, gehört dazu.

Oft wird das als „logische Konsequenz“ bezeichnet:

  • Dein Kind rĂ€umt sein Fahrrad nicht weg? Es darf in der Folge nicht mehr Fahrrad fahren.
  • Die Kinder streiten sich um ein Spielzeug? Das Spielzeug wird weggenommen.
  • Dein Kind ist beim Abendessen zu laut? Es muss alleine in einem anderen Zimmer essen.

Das Kind könnte durch solche Strafen möglicherweise sein Verhalten Ă€ndern – oder eben auch nicht. Vielleicht versteht es den Zusammenhang zwischen seinem Verhalten und dem Entzug des Privilegs nicht richtig. Es könnte auch sein, dass es zwar weiß, dass etwas anders laufen soll, aber nicht genau, was von ihm erwartet wird oder wie es das umsetzen kann.

3. Aufwand oder unangenehme Aufgaben (Erzwingen einer Aufgabe nach Verhalten) als Strafen in der Erziehung

In dieser dritten Kategorie muss das Kind nach einem Fehlverhalten eine Aufgabe erledigen oder zusĂ€tzliche Anstrengungen auf sich nehmen. Hier wird die Bestrafung als „Wiedergutmachung“ oder zusĂ€tzliche Aufgabe gesehen.

Beispiele:

  • Dein Kind hat etwas kaputt gemacht? Es muss das Chaos selbst aufrĂ€umen.
  • Dein Kind ist respektlos? Es muss eine zusĂ€tzliche Hausarbeit ĂŒbernehmen, wie zum Beispiel den MĂŒll rausbringen oder Geschirr abwaschen.

3 wichtige Effekte von Bestrafungen

Die Wirkung von Bestrafungen ist durch die Wissenschaft umfassend erforscht – ĂŒber Jahrzehnte hinweg, in zahlreichen Studien und mit Millionen von Familien. Die Ergebnisse sind eindeutig und zeigen uns drei zentrale Effekte von Bestrafungen, die entscheidend fĂŒr den Alltag mit Kindern sind.

1. Strafen unterbrechen das Verhalten

Laut Forschung hat Bestrafung einen unmittelbaren Effekt: Sie stoppt das unerwĂŒnschte Verhalten oft sofort, weil das Kind sich erschreckt oder abgelenkt wird. Dieser Effekt ist jedoch nur kurzzeitig.

Die Bestrafung bewirkt zwar, dass das Verhalten in dem Moment unterbrochen wird, aber sie bringt keine nachhaltige VerĂ€nderung mit sich. Es ist eine Art „Notbremse“, die fĂŒr den Moment hilft, ohne das Verhalten langfristig zu beeinflussen.

2. Bestrafungen haben keine langfristige Wirkung

Viele Eltern hoffen, dass Bestrafung das Verhalten ihres Kindes dauerhaft verĂ€ndert und es aus der Bestrafung eine „Lektion fĂŒrs Leben“ lernt. Die Forschung zeigt jedoch, dass dies in der Regel nicht funktioniert.

Bestrafung allein hat keinen langfristigen Effekt: Das Verhalten des Kindes wird sich in der Zukunft nicht Ă€ndern. In vielen Studien tritt das unerwĂŒnschte Verhalten nach ungefĂ€hr 10 Minuten schon wieder auf!

3. Die Strafen zu intensivieren hat keinen besseren Effekt

Da Bestrafungen in der Erziehung (und auch in der Welt der Erwachsenen) nicht die gewĂŒnschte Wirkung zeigen und sogar eher negative Effekte haben, neigen Eltern oft dazu, die IntensitĂ€t zu steigern: Ein ErklĂ€rung oder ein bisschen Meckern wird schnell zu einer strengen Ermahnung. Ein Tadel wird zu einem lauten Streit. Im Streit fangen die Eltern an zu Schreien oder zu beleidigen. Manchmal reicht die Eskalation bis hin zu körperlichen Bestrafungen wie einem Klaps oder einer Ohrfeige. Ein Klaps wird zu zwei Klapsen. Zwei Klapse werden zu einem harten Schlag.

Die Forschung ist sich jedoch einig: Eine Erhöhung der BestrafungsintensitÀt verstÀrkt zwar das Weinen und den Schmerz des Kindes, verbessert jedoch nicht die EffektivitÀt der Bestrafung. Das Verhalten bleibt unverÀndert, und die Beziehung zwischen Eltern und Kind wird belastet.

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Alternativen zu Bestrafungen

Statt dein Kind fĂŒr Unaufmerksamkeit bei den Hausaufgaben zu kritisieren, kannst du gezielt die Momente loben, in denen es konzentriert arbeitet.

Zum Beispiel: Wenn es sich eine Weile still hingesetzt und seine Aufgaben bearbeitet hat, kannst du sagen: „Ich sehe, wie fokussiert du gerade bist. Das hilft dir wirklich, alles gut zu verstehen!“

Solche gezielten, positiven RĂŒckmeldungen zeigen deinem Kind, welches Verhalten du dir wĂŒnschst, und ermutigen es, dies öfter zu zeigen. Positive VerstĂ€rkung hilft dabei, gute Gewohnheiten zu entwickeln – ohne den negativen Beigeschmack von Bestrafungen.

4 schwerwiegende Nebenwirkungen von Bestrafungen in der Erziehung

In der Erziehung haben Bestrafungen haben oft unbeabsichtigte und unerwĂŒnschte Nebenwirkungen, die selten zu einer langfristigen VerhaltensĂ€nderung beitragen. Stattdessen können sie zusĂ€tzliche Herausforderungen schaffen und die Beziehung zu deinem Kind belasten. Hier sind vier schwerwiegende Nebenwirkungen, die bei Bestrafungen auftreten können.

1. Emotionale Reaktionen des Kindes durch Bestrafungen in der Erziehung

Kinder reagieren auf Bestrafung oft emotional – Weinen, Streiten oder sogar ein körperlicher Gegenangriff sind keine seltenen Reaktionen. Manche Eltern glauben, dass das Kind sich schlecht fĂŒhlen „sollte“, um aus der Bestrafung zu lernen. Doch hĂ€rtere Bestrafungen verstĂ€rken meist nur die emotionale Reaktion, löst aber das Problem nicht nachhaltig und fĂŒhrt nicht zu neuen positiven Gewohnheiten.

2. Strafen fĂŒhren zu aggressivem Verhalten

Wenn Bestrafungen mit körperlichem Kontakt verbunden sind – wie etwa beim Festhalten oder Hinaustragen des Kindes – steigt das Risiko, dass das Kind aggressiv zurĂŒckschlĂ€gt. Die Forschung zeigt, dass Kinder in solchen Situationen hĂ€ufig Aggressionen als Abwehrmechanismus entwickeln. Jede Form von körperlicher Bestrafung erhöht das Risiko, dass das Kind sich durch Schlagen oder andere aggressive Reaktionen wehrt. So fĂŒhrt die Bestrafung oft zu einem Teufelskreis aus Aggression und Gegenaggression.

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3. Flucht- und Vermeidungsverhalten durch Strafen in der Erziehung

Kinder, die regelmĂ€ĂŸig bestraft werden, entwickeln hĂ€ufig ein Flucht- oder Vermeidungsverhalten gegenĂŒber der strafenden Person. Sie ziehen sich emotional und manchmal sogar körperlich zurĂŒck, was die Beziehung belastet und Distanz statt Bindung schafft.

Besonders problematisch ist es, wenn eigentlich positive AktivitĂ€ten wie Hausaufgaben oder Sport als Strafe benutzt werden. Dadurch können diese AktivitĂ€ten fĂŒr das Kind negativ behaftet und gemieden werden, obwohl sie eigentlich Freude und Lernchancen bieten könnten.

4. Dein Kind ahmt die Bestrafungen nach

Kinder lernen durch Beobachtung und neigen dazu, das Verhalten ihrer Eltern zu ĂŒbernehmen. Wenn Eltern auf Bestrafung oder gar körperliche Gewalt setzen, ĂŒbernehmen Kinder diese Muster oft in ihren eigenen sozialen Interaktionen. Kinder, die geschlagen oder laut getadelt werden, tendieren dazu, selbst gegenĂŒber anderen Kindern Ă€hnliche Verhaltensweisen zu zeigen, wenn sie frustriert oder wĂŒtend sind.

So wird das Verhalten der Eltern unbewusst zum Vorbild fĂŒr den Umgang mit Gleichaltrigen – mit möglicherweise problematischen Folgen.

Merke:

Die positiven Effekte von Bestrafungen sind meist nur kurzfristig und halten selten nachhaltig an. Die negativen Effekte – wie emotionale Distanz, oppositionelles Verhalten, Fluchtverhalten und Aggression – sind jedoch langfristige negative Nebenwirkungen, die Eltern eigentlich vermeiden möchten.

Grenzen setzen ohne Bestrafungen (und ohne Schimpfen oder Schreien)

Es ist leider oft normal, dass Kinder von NegativitÀt umgeben sind und stÀndig bestraft werden, wenn sie etwas tun sollen oder etwas lassen sollen. Aber muss das wirklich so sein?

Als Erwachsene liegt es an uns, Verantwortung zu ĂŒbernehmen. Dein Kind braucht FĂŒhrung und Grenzen, um sich sicher und geborgen zu fĂŒhlen.

Stell dir ein GelĂ€nder an einer Treppe vor: Es ist aus Metall, stabil, mit einem glatten Handlauf und schĂŒtzt uns davor, herunterzufallen. Es bietet eine Begrenzung, ohne unangenehm zu sein.

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Jetzt stell dir vor, dieses GelĂ€nder wĂ€re mit Metallzacken versehen. „Ja, natĂŒrlich muss ich mit meinem Kind schimpfen, es muss ja lernen, Grenzen zu akzeptieren und zu hören.“ Das wĂ€re so, als wĂŒrdest du sagen: „Ja, natĂŒrlich hat meine Treppe Metallzacken, mein Kind muss ja sehen, wo die Treppe ist, damit es nicht herunterfĂ€llt.“

Das schĂŒtzende GelĂ€nder, die Grenze, darf wundervoll verziert sein, der Handlauf glatt. Es braucht keinen Stacheldraht, damit dein Kind sicher in den ersten Stock kommt. Positiven GegensĂ€tze zeigen deinem Kind, wo es langgeht und wie es richtig ist, sich zu verhalten, sodass seine eigenen BedĂŒrfnisse und die BedĂŒrfnisse aller Familienmitglieder oder die der Kita-Freunde oder Schulkameraden erfĂŒllt sind.

Lobe dein Kind, wenn es seine HÀnde bei sich behÀlt, wenn es freundlich spricht, wenn es anderen hilft. So zeigst du deinem Kind, wo es langgeht, und fast wie von Zauberhand wird es irgendwann nicht mehr hauen, unfreundlich sprechen oder nur noch an sich denken.

Auf diese Weise setzt du Grenzen, ohne zu schimpfen oder zu schreien, und fĂŒhrst dein Kind liebevoll auf den richtigen Weg.

5 Schritte zur effektiven Anwendung von Bestrafung

Diese fĂŒnf Schritte zeigen, wie du Bestrafungen sanft und durchdacht einsetzen kannst, um VerhaltensĂ€nderungen zu fördern – immer begleitet von positiver VerstĂ€rkung. So hilfst du deinem Kind, das gewĂŒnschte Verhalten auf positive Weise zu lernen und zu verinnerlichen.

Um den Unterschied darzustellen, nennt man milde Bestrafungen auch oft „Konsequenzen“.

1. Das unerwĂŒnschte Verhalten definieren

Bevor du eine VerhaltensĂ€nderung angehen kannst, ist es wichtig, genau zu wissen, welches Verhalten du verringern möchtest. Schreib dir auf, was dich konkret stört – je klarer die Definition, desto besser die Umsetzung.

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Stell dir vor, dein Kind wirft immer Sachen, anstatt sie zu geben oder hinzulegen, dann kannst du aufschreiben: “Mich stört: Kind wirft Spielsachen und andere Dinge.”

2. Das positive Gegenteil des unerwĂŒnschten Verhaltens festlegen

Überlege, welches Verhalten du stattdessen fördern möchtest – der „positive Gegensatz“ zum ungewĂŒnschten Verhalten

In unserem Beispiel wĂ€re das: “Loben: Mein Kind legt Dinge auf den Boden. Mein Kind gibt Dinge in die Hand.”

Notiere dir dieses gewĂŒnschte Verhalten, denn du möchtest vor allem das Positive verstĂ€rken. Je klarer du das positive Verhalten beschreibst, desto leichter kannst du es loben und verstĂ€rken.

Falls dein Kind das positive Gegenteil noch nicht beherrscht, beginne mit kleinen Babyschritten und lobe jeden kleinen Fortschritt. Oder nutze ruhige Momente fĂŒr TrockenĂŒbungen und Rollenspiele, um das gewĂŒnschte Verhalten spielerisch einzuĂŒben – so stĂ€rkt ihr gemeinsam das positive Verhalten!

3. Belohnungen fĂŒr das positive Verhalten festlegen

Nun kommt ein entscheidender Schritt: Überlege dir, wie du das gewĂŒnschte Verhalten regelmĂ€ĂŸig belohnen kannst, anstatt dich auf die Bestrafung zu konzentrieren. Positive VerstĂ€rkung wie Lob, Aufmerksamkeit und Belohnungen in Form von Punkten ist der SchlĂŒssel fĂŒr nachhaltige VerhaltensĂ€nderungen.

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Wenn dein Kind ein Spielzeug vorsichtig ablegt, nutze die Gelegenheit zum Lob. Damit Lob wirklich effektiv ist, sollte es begeistert, konkret, sofort und mit einer unterstĂŒtzenden Geste erfolgen. Sage also direkt danach freundlich und mit einem LĂ€cheln: „Super, du hast dein Spielzeug ganz vorsichtig auf den Boden gelegt – toll gemacht!“ und gib deinem Kind ein High Five.

Mehr Details, wie ein Lob wirklich funktioniert, erfÀhrst du hier.

4. Eine milde und kurze Bestrafung im Voraus festlegen

Falls eine Bestrafung in der Erziehung nötig ist, um das Verhalten kurz zu unterbrechen und die Situation zu deeskalieren, wĂ€hle eine milde und kurze Konsequenz. LĂ€ngere oder hĂ€rtere Strafen fĂŒhren selten zu besseren Ergebnissen und haben oft unerwĂŒnschte Nebenwirkungen.

Privilegienverlusten sollten maximal 24 Stunden andauern. Ein Beispiel wĂ€re: „Heute Abend gibt es kein Fernsehen.“ So bleibt die Strafe ĂŒberschaubar und das Kind hat am nĂ€chsten Tag die Chance, sich wieder anders zu verhalten. Zu sagen: „Du hast die ganze Woche Fernsehverbot!“ ist hingegen weniger wirkungsvoll und kann Frustration aufbauen, ohne das Verhalten nachhaltig zu Ă€ndern oder deinem Kind etwas beizubringen.

Ähnlich verhĂ€lt es sich mit Auszeiten: Zwei kurze Auszeiten pro Tag sind das Maximum! Eine Dauer von einer bis maximal fĂŒnf Minuten ist dabei ausreichend, um eine kurze Unterbrechung zu schaffen, ohne das Kind ĂŒbermĂ€ĂŸig aus der Situation zu reißen oder seine Geduld zu strapazieren.

Eine im Voraus geplante milde Konsequenz hilft dir, impulsive und ĂŒbermĂ€ĂŸige Reaktionen zu vermeiden und sicherzustellen, dass Strafen kurz und angemessen bleiben.

In unserem Beispiel könnten die milden und kurzen Bestrafungen so aussehen

  • Wenn dein Kind ein Spielzeug durch den Raum wirft, reicht es, einmal kurz und klar zu sagen: „Stop. Das Werfen ist nicht okay.“ (Keine lange Moralpredigt!)
  • Alternativ könnte das geworfene Spielzeug fĂŒr einen Tag unerreichbar auf einen hohen Schrank gelegt werden. (Nicht fĂŒr eine Woche oder dauerhaft!)
  • Falls ein anderes Kind getroffen wurde, kann eine kurze Auszeit von etwa einer Minute helfen, das Verhalten zu unterbrechen. (Aber nicht lĂ€nger oder mit Isolation bestrafen.)

Wichtig ist dabei: In vielen FĂ€llen ist eine negative Reaktion gar nicht notwendig. Wenn du gezielt lobst, sobald dein Kind seine Spielzeuge vorsichtig ablegt, und bewusst unerwĂŒnschtes Verhalten ĂŒbersiehst und keine Aufmerksamkeit schenkst, lernt dein Kind das richtige Verhalten – ganz ohne Bestrafung.

5. Positives Verhalten deutlich hÀufiger verstÀrken als bestrafen

Achte darauf, dass die positiven VerstĂ€rkungen fĂŒr das erwĂŒnschte Verhalten die Bestrafungen deutlich ĂŒberwiegen. Eine Faustregel könnte sein: Wenn du dein Kind zweimal in der Woche wegen Werfen von GegenstĂ€nden in die Auszeit schickst, solltest du es mindestens viermal fĂŒr das Geben von GegenstĂ€nden enthusiastisch loben, am besten noch öfter!

Je mehr du das positive Verhalten hervorhebst, desto schneller wird es zur Gewohnheit. Das Ziel ist, dass das Lob im Mittelpunkt steht und Bestrafungen nur eine kleine Rolle spielen.

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Das wichtigste zum Thema Bestrafungen in der Erziehung

Strafen in der Erziehung zu minimieren und stattdessen auf positive VerhaltensverstĂ€rkung zu setzen, erfordert eine neue Sichtweise. Oft bestrafen Eltern aus dem Wunsch heraus, Fehlverhalten direkt zu stoppen, doch Strafen allein fĂŒhren selten zu einer nachhaltigen VerĂ€nderung.

Stattdessen können sie unerwĂŒnschte Nebenwirkungen haben: Kinder reagieren oft emotional oder aggressiv und entwickeln ein Flucht- oder Vermeidungsverhalten gegenĂŒber der strafenden Person. Außerdem lernen sie durch Bestrafung nicht das erwĂŒnschte Verhalten, sondern ĂŒbernehmen möglicherweise eine Bestrafungskultur, die sie bei anderen anwenden – ein Muster, das vor allem bei körperlichen Strafen besonders problematisch ist.

Hat Bestrafung dennoch ihren Platz? Ja, in sehr milder und kurzer Form kann eine Bestrafung – oft auch Konsequenz genannt – hilfreich sein, wenn sie als kleine ErgĂ€nzung in einem umfassenden Programm zur positiven VerstĂ€rkung dient:

  1. WÀhle das Verhalten, das du verringern möchtest.
  2. Bestimme das positive Gegenteil dieses Verhaltens.
  3. Entscheide, wie du das positive Gegenteil regelmĂ€ĂŸig loben und belohnen wirst.
  4. Lege eine milde und kurze Strafe fest, falls nötig, und plane sie im Voraus.
  5. Achte darauf, dass die VerstĂ€rkung des positiven Verhaltens deutlich hĂ€ufiger vorkommt als die Bestrafung des unerwĂŒnschten Verhaltens.

Langfristige VerhaltensĂ€nderungen lassen sich nur erreichen, wenn das positive Gegenteil des unerwĂŒnschten Verhaltens gefördert wird. Der Fokus sollte dabei immer auf dem Aufbau und der VerstĂ€rkung des positiven Verhaltens liegen – so lernst du deinem Kind, was du dir wĂŒnschst, und gestaltest eine Erziehung, die auf Wachstum und UnterstĂŒtzung basiert. Das negative Verhalten darf meistens bewusst ĂŒbersehen werden. Mehr dazu liest du hier.

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Ich bin Julia, Mama eines Sohnes und zweier FĂŒr-immer-Pflegekinder. Auf meinem Blog teile ich wissenschaftlich fundierte, positive und gewaltfreie Erziehungsmethoden. Mein Ziel ist es, Eltern dabei zu unterstĂŒtzen, liebevoll Grenzen zu setzen und den Familienalltag harmonisch und stressfreier zu gestalten.

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15 Antworten zu „Bestrafung in der Erziehung – 4 schwerwiegende Nebenwirkungen“

  1. […] Eltern wachsen mit der Überzeugung auf, dass Bestrafung ein wirksames Mittel ist, um unerwĂŒnschtes Verhalten zu Ă€ndern und Kinder dazu zu bringen, sich […]

  2. […] benennen + enthusiastisch reden + Geste) ist viel wirksamer als andere Arten an Belohnungen und negative Konsequenzen […]

  3. […] Timeout ist keine Bestrafung, sondern eine Pause von positiver VerstĂ€rkung – also von allem, was dein Kind gerade spannend […]

  4. […] 👉 Du bist kurz davor zu schreien oder schlimmeres? Hier findest du milde Konsequenzen. […]

  5. […] legen Eltern oft den Fokus darauf, unerwĂŒnschtes Verhalten zu stoppen und greifen deshalb zu Bestrafungen – sei es durch Schimpfen, den Entzug von Privilegien, Auszeiten oder sogar körperliche und […]

  6. […] Druck und Strafen können kurzfristig wirken (ca. 10 Minuten), fördern jedoch Widerstand und schaden der Beziehung.Lösung: Spiele fördern Kooperation spielerisch: „Wer zieht schneller seine Schuhe an?“ […]

  7. […] ihre eigene Erziehung wachsen viele Eltern mit der Überzeugung auf, dass Bestrafung ein wirksames Mittel ist, um unerwĂŒnschtes Verhalten zu Ă€ndern (z.B. Geschwister nicht mehr […]

  8. […] Auch wir als Familie haben die Time-Out-Technik durch die Kinderpsychologin eines unserer Kinder kennengelernt, weil die Aggressionen eines unserer Pflegekinder immer extremer geworden sind. Wie waren ĂŒberrascht, wie viel sich damit erreichen lĂ€sst – natĂŒrlich ohne Schreien, fiese Drohungen oder andere harsche Bestrafungen. […]

  9. […] Bestrafungen können ein Verhalten kurzfristig unterbrechen, helfen aber langfristig kaum – im Gegenteil: Sie können dazu fĂŒhren, dass dein Kind aggressiver und oppositioneller wird. Eine gewaltfreie Alternative sind kurze Auszeiten (1–5 Minuten Langeweile). Andere milde Konsequenzen sollten maximal einen Abend bzw. 24 Stunden dauern. […]

  10. […] und dein Kind sich in Zukunft noch weniger kooperativ zeigt. Schimpfen, Moralpredigten und andere Bestrafungen helfen meist nur kurzfristig, bewirken aber langfristig oft das Gegenteil: Kinder fĂŒhlen sich […]

  11. […] diese Elternprogramme legen den Fokus auf die positive Seite der Kindererziehung. Statt Strafen fĂŒr unerwĂŒnschtes Verhalten geht es darum, durch begeistertes, konkretes Lob der positiven Gegenteile die Kooperation und das […]

  12. […] ist eine Form der Bestrafung – genau wie Moralpredigten, Schreien, logische Konsequenzen oder Auszeiten. Die Annahme, dass […]

  13. […] zu bestrafen. Doch genau das verschlimmert die Situation. Studien zeigen seit Jahrzehnten, dass Strafen das Verhalten kaum verbessern. Schreien, Schlagen oder andere Bestrafungen vermitteln […]

  14. […] zu bestrafen. Doch genau das verschlimmert die Situation. Studien zeigen seit Jahrzehnten, dass Strafen das Verhalten kaum verbessern. Schreien, Schlagen oder andere Bestrafungen vermitteln […]

  15. […] genannt – ist dir sicher ein Begriff. Vielleicht nutzt du sie sogar regelmĂ€ĂŸig bei deinem Kind. Bestrafungen spielt in der Erziehung eine große Rolle, weil sie vertraut und oft schnell einsetzbar […]

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