Wutanfälle bei Kindern sind völlig normal – und doch fühlen sich viele Eltern damit allein. Vielleicht denkst du, dein Kind hat die heftigsten Wutanfälle überhaupt, viel schlimmer als andere. Glaub mir, in vielen Familien sieht es hinter verschlossenen Türen genauso aus.
Oft beginnen die Wutanfälle schon mit einem Jahr. Weil Kinder in dieser Zeit oft trotzig reagieren, nennt man diese Wutausbrüche auch „Trotzanfälle“. Diese kleineren Wutausbrüche können aber weit über die „terrible twos“ der Kleinkindzeit hinaus bestehen bleiben. Während jüngere Kinder häufig Trotzanfälle haben, können Wutausbrüche bei älteren Kindern heftiger werden – bis hin zu einem regelrechten Tobsuchtsanfall, bei dem Dinge zu Bruch gehen oder andere verletzt werden.
Vielleicht kennst du das: Dein Kind gerät außer sich, brüllt, schlägt um sich – ein Wutausbruch, der schwer zu stoppen ist. Geschwister werden verletzt, Dinge gehen kaputt. Und manchmal spürst du es selbst – wenn dein Kind dich während seines Wutanfalls tritt oder schlägt.
Das kann ein gefährlicher Kreislauf werden. Denn nicht selten werden auch die Geschwister oder die Eltern wütend und reagieren heftig oder unangemessen – was wiederum die Wutausbrüche deines Kindes langfristig verstärkt.
Aber es gibt einen Weg, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Doch bevor wir zur besten Strategie kommen – einer Methode, die wissenschaftlich belegt ist –, lass uns zuerst über etwas sprechen, das Wutausbrüche oft noch schlimmer macht: die falschen Reaktionen. Denn bestimmte Reaktionen verstärken die Wutanfälle sogar. Und das möchtest du auf keinen Fall.
4 Methoden, die nicht bei Trotzanfällen und Wutausbrüchen helfen
Wenn dein Kind wütend schreit, weint oder um sich schlägt, willst du wahrscheinlich nur eins: dass es aufhört. Verständlich. Und weil du dein Kind liebst, versuchst du, ihm zu helfen – vielleicht, indem du erklärst, tröstest oder klare Grenzen setzt. Doch manchmal verschlimmern gut gemeinte Reaktionen die Situation nur.
Es gibt Strategien, die intuitiv richtig erscheinen, aber Wutanfälle eher verstärken oder verlängern. Einige geben deinem Kind unbeabsichtigt den Anreiz, sich noch heftiger aufzuregen. Andere machen die Situation für euch beide nur noch schwieriger. Damit du nicht in diese Fallen tappst, schauen wir uns vier Methoden an, die nicht helfen – und warum sie problematisch sind.
1) Bei Wutanfällen selbst schimpfen, schreien, grob werden, strafen
Wenn dein Kind einen Wutanfall hat, fühlt es sich vielleicht instinktiv richtig an, laut zu werden, zu schimpfen oder sogar zu bestrafen. Doch genau das verschlimmert die Situation. Studien zeigen seit Jahrzehnten, dass Strafen das Verhalten kaum verbessern. Schreien, Schlagen oder andere Bestrafungen vermitteln nicht, was dein Kind tun soll, sondern verstärken nur das unerwünschte Verhalten.
Kinder lernen durch Nachahmung. Wenn sie zu Hause angeschrien oder bestraft werden, übernehmen sie dieses Verhalten und wenden es auf andere an. Sie schreien, schlagen oder bestrafen Gleichaltrige, wenn sie ihren Willen nicht bekommen. Statt das Verhalten zu verbessern, führt es oft zu mehr Aggression und noch stärkerem Widerstand – genau das, was du eigentlich vermeiden willst.
Bestrafungen im Allgemeinen sind ineffektiv. Körperliche Strafen und psychische Gewalt im Besondern können auch langfristige negative körperliche und psychische Folgen haben, was in hunderten Studien nachgewiesen wurde. Mehr dazu kannst du hier nachlesen.
Auch grob zu werden gehört dazu. Wenn dein Kind einen aggressiven Wutanfall hat und du darauf mit Schreien, Festhalten, Wegtragen oder dem Zuhalten der Tür reagierst, verstärkst du langfristig genau das Verhalten, das du eigentlich reduzieren möchtest. Vielleicht erscheint es dir als eine logische oder unvermeidbare Konsequenz – doch in Wirklichkeit kann es die Wutanfälle deines Kindes noch intensiver und häufiger machen. Stattdessen braucht es Lösungen, die wirklich helfen.
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2) Deinem Kind währenddessen oder danach erklären, dass der Wutausbruch nicht okay war
Dein Kind zerreißt gerade die Hausaufgaben seines Bruders. Oder es schlägt seinen Kopf auf den Boden. Du bleibst ruhig, setzt dich daneben und erklärst geduldig, dass das nicht okay ist. Du sagst, dass es wütend sein darf, aber dass es die Hausaufgaben nicht kaputt machen oder sich selbst wehtun soll.
Das klingt nach einem sanften, liebevollen Ansatz – aber bringt er wirklich etwas? Ein ruhiger, geduldiger Elternteil reagiert mit Argumenten und Erklärungen. Das wütende Kind rastet trotzdem völlig aus. Die Eltern versuchen, seine Gefühle zu verstehen und ihm klarzumachen, warum sein Verhalten nicht in Ordnung ist. Doch oft passiert genau das Gegenteil: Das Kind wird noch wütender.
Auch wenn dieser Ansatz ganz anders ist als Schreien oder Bestrafen, hat er oft denselben Effekt – er verstärkt das unerwünschte Verhalten. Warum? Weil er sich vollständig darauf konzentriert. Ob Eltern schimpfen oder ruhig erklären, in beiden Fällen bekommt das Verhalten viel Aufmerksamkeit. Studien zeigen, dass sich wiederholende Erklärungen das Verhalten kaum verändern. Kinder sind nicht anders als Erwachsene: Nur weil sie verstehen, dass ein Verhalten falsch ist, heißt das nicht, dass sie es ändern.
Erwachsene wissen, dass Rauchen ungesund ist, und rauchen trotzdem. Erwachsene wissen, dass sie täglich Sport machen sollten, und sitzen trotzdem auf dem Sofa und schauen Netflix.
Erwachsene wissen, dass sie viel Gemüse essen sollten. Und trotzdem essen sie lieber eine Tafel Schokolade, wenn niemand schaut.
Genauso verstehen Kinder oft, dass sie sich anders verhalten sollten – aber in der Wut handeln sie trotzdem impulsiv.
Natürlich ist es wichtig, mit Kindern zu sprechen. Erklärungen fördern Intelligenz, Sprachfähigkeiten und rationales Denken. Kinder, die mit ihren Eltern über schwierige Themen sprechen können, wenden sich in Zukunft eher an sie. Doch Erklärungen allein führen selten zu Verhaltensänderung.
Viele Eltern erwarten, dass sich das Verhalten ändert, wenn sie nur oft genug erklären, warum etwas falsch ist. Doch verbale Anweisungen und Erklärungen, während oder nachdem dein Kind ein ungewünschtes Verhalten zeigt, sind kaum wirksamer als Strafen, wenn es darum geht, Verhalten wirklich zu verändern.
👉 Erziehung: 7 Mythen, die den Familienalltag unnötig erschweren
3) Den Trotzanfall deines Kindes nachahmen oder spiegeln
Vielleicht hast du schon alles ausprobiert. Strafen kommen für dich nicht infrage. Schimpfen, Schreien, negative Konsequenzen – das fühlt sich nicht richtig an. Erklären hast du auch versucht, aber es hilft nicht. Also probierst du etwas Neues: das Spiegeln.
Einige Influencer empfehlen, die Gefühle und Handlungen deines Kindes nachzuahmen. Das klingt erstmal logisch – wenn dir jemand etwas Trauriges erzählt, reagierst du ja auch nicht mit einem breiten Lächeln. Zeigt dein Gegenüber 90 % Traurigkeit, spiegelst du vielleicht 10 %, um mitfühlend zu wirken. Deine Freundin erzählt dir voller Freude, dass sie verlobt ist? Natürlich freust du dich mit ihr.
Aber funktioniert das auch bei Wutanfällen?
Stell dir vor, dein Kind wirft sich wütend auf den Boden – also wirfst du dich auch wütend auf den Boden. Oder dein Kind weint und nörgelt, und du antwortest in derselben weinerlichen Stimme. Dein Kind wird vielleicht überrascht sein und sein Wutanfall hört auf. Vielleicht funktioniert es auch noch ein zweites Mal.
Aber auf lange Sicht bleibt ein ungutes Gefühl. Für dein Kind fühlt sich das nicht wie Verständnis an – sondern wie sich lustig machen oder eine Bestrafung. Erwachsene, die ihre Emotionen nicht unter Kontrolle haben, können Kindern auch Angst machen. Das Spiegeln und Imitieren können genauso Widerstand und Aggression auslösen wie andere Bestrafungen (Schimpfen, Schreien, grob werden, Konsequenzen). Und es bringt deinem Kind nicht bei, wie es seine Wut anders ausdrücken kann.
4) Deinem Kind das geben, was du vorher verboten hast
Okay, du kannst wirklich nicht mehr. Dein Kind will ein Eis vor dem Abendessen, du hast Nein gesagt. Jetzt weint und schreit es so heftig, dass schon ein Buch durch die Gegend geflogen ist. Du willst einfach nur, dass es endlich aufhört. Also holst du schnell ein Eis. Dein Kind nimmt es, beruhigt sich, und für einen Moment herrscht Frieden.
Ist doch nur menschlich, oder?
Besser wäre es gewesen, deinem Kind direkt ein Eis zu geben, wenn es höflich danach fragt. So hätte es gelernt, dass Freundlichkeit und Geduld sich lohnen. Stattdessen hat es jetzt die Erfahrung gemacht, dass Schreien und Wutanfälle der Weg zum Ziel sind. Das ist keine Manipulation sondern ein ganz normales gelerntes Verhalten.
Das Problem ist, dass sich dieses Muster verstärken kann. Dein Kind merkt sich, dass es nur laut genug protestieren muss, um doch zu bekommen, was es will. Das kann zu immer heftigeren Wutausbrüchen führen – mehr Schreien, mehr Aggression. Und nicht nur das: Es kann auch dich belasten, wenn du ständig über deine eigenen Grenzen gehst.
👉 Anschreien von Kindern: Wie es so weit kommen konnte
Wissenschaftliche Methode, die bei Wutanfällen wirklich hilft
Kinder sind Menschen mit starken Gefühlen. Manchmal sind sie von diesen Gefühlen überwältigt und fühlen sich frustriert – genau wie Erwachsene. Doch auch wenn Erwachsene wütend sind, heißt das nicht, dass sie ihre Gefühle ungefiltert nach außen lassen oder damit das Verletzen von Menschen oder das Beschädigen von Dingen rechtfertigen.
Das Ziel ist nicht, dass Kinder nie wieder wütend sind. Es geht darum, aggressive Tobsuchtsanfälle bei Kindern in friedliche Wutanfälle zu verwandeln: Kein Treten, kein Hauen, keine kaputten Sachen, keine verletzten Geschwister oder Eltern. Manche Kinder haben keine aggressiven Wutanfälle, aber sie schreien besonders laut oder benutzen Schimpfwörter – dann wünschen sich Eltern vielleicht einfach leisere Wutausbrüche. Kurz gesagt: Kinder sollen ihre Gefühle auf eine nicht-zerstörerische Art und Weise ausdrücken.
Genau hier setzt das „Wutanfall-Spiel“ an, das auf den Arbeiten von Dr. Alan E. Kazdin basiert. Dr. Kazdin ist Sterling Professor für Psychologie und Kinderpsychiatrie an der Yale University und ein führender Experte für Verhaltensänderung. Jahrzehntelange Forschung zeigt, dass Kinder durch Rollenspiele und Simulationen neue Verhaltensweisen nachhaltig lernen können. Und genau das macht sich diese Methode zunutze.
Warum Rollenspiele eine wichtige Erziehungsmethode sind
Simulationen und Rollenspiele sind nicht nur für Kinder hilfreich – auch Erwachsene setzen sie in vielen Berufen ein, um sich auf schwierige Situationen vorzubereiten. Sie ermöglichen das Üben unter entspannten Bedingungen, ohne Druck oder negative Konsequenzen. Fehler sind erlaubt, weil sie Teil des Lernprozesses sind.
LKW- und Busfahrer trainieren in Simulatoren, um sicherer zu fahren. Chirurgen üben komplizierte Eingriffe an virtuellen Patienten. Feuerwehrleute trainieren Brände, ohne echte Gefahr. Polizisten durchspielen Verhandlungssituationen, um in echten Einsätzen ruhiger zu bleiben.
Genauso kann dein Kind den Umgang mit Wutanfällen üben. Anstatt erst im Ernstfall zu lernen, ruhig zu bleiben, kann es vorher unter sicheren Bedingungen trainieren. Genau wie in anderen Berufen sorgt diese Methode dafür, dass es sich im entscheidenden Moment besser verhält – nicht aus Glück, sondern weil es die Situation schon kennt.
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Schritt 1: Das Wutanfall-Spiel erklären
Wähle einen ruhigen Moment, in dem dein Kind entspannt ist, und stelle ihm das „Wutanfall-Spiel“ vor. Erkläre, dass es nur ein Spiel ist, bei dem ihr übt, auf eine friedliche Weise wütend zu sein.
Sag etwas wie: „Wir tun jetzt so, als ob du etwas nicht darfst. Ich sage zum Beispiel: ‚Tom, heute gibt es kein Fernsehen.‘ Dann kannst du so tun, als wärst du wütend und du hast einen friedlichen Wutanfall. Du darfst ‚Nein!‘ sagen, die Arme verschränken oder wütend schauen. Du darfst bei einem friedlichen Wutanfall auch sagen, dass du das alles doof findest.“
Wichtig ist, dass dein Kind keine Gewalt einsetzt – kein Schlagen, Werfen oder Schreien. Es geht darum, Wut auf eine andere Art auszudrücken und neue Verhaltensweisen zu üben.
Schritt 2: Einen friedlichen Wutanfall vorspielen
Frage dein Kind, ob es das Spiel verstanden hat, und zeige ihm, wie ein ruhiger Wutanfall aussieht. Kinder lernen am besten durch Nachahmung, also sei selbst das Vorbild und sei auf eine friedliche Art und Weise so richtig wütend.
Lächle und erkläre ruhig: „Ich möchte, dass du einen ruhigen Wutanfall übst. Ich sage jetzt: ‚Max, du darfst heute kein Fernsehen schauen.‘ Also wir tun nur so, in Echt darfst du natürlich nachher Fernsehen schauen.“
Dein Kind wird vielleicht wütend schauen, „Nein!“ sagen, die Arme verschränken oder wegschauen. Das ist genau das Ziel! Solange es nicht schlägt oder schreit, hat es die Übung erfolgreich umgesetzt.
Schritt 3: Den ruhigen Wutanfall loben und positiv verstärken
Wenn dein Kind den Wutanfall so zeigt, wie du es vorher vorgemacht hast, lobe es überschwänglich. Zum Beispiel: „Tim, das war großartig! Du warst wütend, aber bist ruhig geblieben. Kein Schreien, kein Schlagen, kein Werfen – super gemacht!“ Verstärke dein Lob mit einer liebevollen Geste, z. B. einer Umarmung, einem Lächeln oder einer sanften Berührung.
Studien zeigen, dass Lob besonders wirksam ist, wenn es diese vier Punkte erfüllt:
✅ Enthusiastisch – Dein Kind soll merken, dass du es wirklich toll findest.
✅ Sofort – Lob direkt nach dem Verhalten verstärkt den Lerneffekt.
✅ Beschreibend – Sag genau, was gut war („Du hast wütend geschaut, aber bist ruhig geblieben.“).
✅ Mit nonverbaler Geste – Eine Berührung oder ein strahlendes Lächeln verstärkt die Wirkung.
Mehr zum richtigen Loben, kannst du hier erfahren.
Schritt 4: Den ruhigen Wutanfall spielerisch wiederholen
Übung macht den Meister – und damit dein Kind den ruhigen Wutanfall wirklich verinnerlicht, sollte es ihn mehrmals üben. Am besten funktioniert das, wenn die Übung spielerisch und motivierend gestaltet wird.
Probiere es mit einer kleinen Herausforderung: „Max, ich glaube, das war nur Glück. Einen ruhigen Wutanfall noch einmal hinzubekommen, ist bestimmt zu schwer für dich. Ich bin mir nicht sicher, ob du groß genug dafür bist.“
Mit einem schelmischen Blick und gespieltem Zweifel animierst du dein Kind, es dir zu beweisen. Meistens wird es darauf bestehen: „Doch, ich kann das! Lass mich noch einmal!“ Spiele weiter mit: „Hmm, ich weiß nicht, Max. Bist du dir sicher?“
Diese kleinen Herausforderungen sorgen dafür, dass dein Kind das Verhalten mehrfach wiederholt – und das ganz ohne Druck. Falls du noch eine dritte Runde einbauen möchtest, kannst du sagen: „Niemand auf diesem Planeten könnte das drei Mal hintereinander schaffen, also lassen wir es besser.“
Fast immer wird dein Kind die Herausforderung annehmen und erneut üben. Und genau das sorgt dafür, dass der ruhige Wutanfall zur neuen Gewohnheit wird.
6 Zutaten für ein erfolgreiches Wutanfall-Spiel
1️⃣ Erkläre das Wutanfall-Spiel.
- Wähle einen ruhigen Moment, lehne dich zu deinem Kind und lächle.
- Betone, dass es nur ein Spiel ist und dass ihr gemeinsam übt.
- Beispiel: „Lass uns so tun, als ob du heute kein Eis essen darfst.“
2️⃣ Zeige deinem Kind genau, wie der ruhige Wutanfall aussehen soll.
- Falls nötig, mache es vor: Wütend schauen, Arme verschränken, „Nein!“ sagen – aber ohne Schreien oder Schlagen.
3️⃣ Spiele das Wutanfall-Spiel in einem ruhigen Moment.
- Starte das Rollenspiel mit einem vorgetäuschten Verbot und lass dein Kind üben.
- Wiederhole es mehrmals, bis dein Kind die Reaktion verinnerlicht hat.
4️⃣ Lobe dein Kind für den ruhigen Wutanfall enthusiastisch.
- Feiere es sofort, wenn es den ruhigen Wutanfall zeigt.
- Beispiel: „Wow, du warst wütend, aber bist ruhig geblieben – super gemacht!“
- Verstärke das Lob mit einem Lächeln oder einer sanften Berührung.
5️⃣ Baue eine spielerische Herausforderung ein (optional).
- Motiviere dein Kind mit kleinen Herausforderungen, z. B.: „Ich glaube nicht, dass du das zweimal hintereinander schaffst…“
- Spielerischer Zweifel motiviert dein Kind, das Verhalten freiwillig zu wiederholen.
📌 Tipp: Übe eine Woche lang täglich. Das Spiel sollte entspannt und spaßig bleiben, damit die neue Reaktion nachhaltig gefestigt wird.
Häufige Fragen zum Wutanfall-Spiel
1) „Das Wutanfall-Spiel wirkt so künstlich – wie kann es im Alltag helfen?“
Vielleicht fühlt sich das Wutanfall-Spiel für dich erst einmal künstlich an. Wie soll das deinem Kind in echten Wutmomenten helfen? Die Antwort liegt in der Wiederholung: Übung schafft Gewohnheiten, die sich später automatisch in den Alltag übertragen – genau wie Piloten, Soldaten oder Ärzte in sicheren, kontrollierten Umgebungen trainieren, bevor sie in echten Situationen handeln müssen.
Jedes Mal, wenn dein Kind im Spiel übt, seine Wut friedlich auszudrücken, verankert sich dieses Verhalten ein Stück mehr. Irgendwann wird es sich auch in echten Wutmomenten daran erinnern.
2) „Wie oft sollte ich das Wutanfall-Spiel spielen?“
Am besten einmal pro Tag – und das muss nicht lange dauern. Kurz, spielerisch und positiv ist viel wichtiger als Perfektion.
Eine kleine Herausforderung kann das Üben noch interessanter machen: „Ich wette, du schaffst das nicht zweimal hintereinander! Willst du es versuchen?“
Solche spielerischen Herausforderungen steigern die Motivation und geben deinem Kind zusätzliche Gelegenheiten zum Üben – ganz ohne Druck, aber mit viel Spaß.
3) „Mein Kind hat absolut keinen Bock, Wutausbrüche durchzuspielen.“
Vielleicht läuft es zwischen euch gerade gar nicht gut. Viel Geschrei, viel schlechte Laune, viele Bestrafungen. Dein Kind geht dir aus dem Weg, du versuchst, Streit zu vermeiden. Und jetzt kommst du plötzlich mit so einer komischen Idee wie dem Wutanfall-Üben und versuchst, positiv zu sein? Kein Wunder, dass dein Schulkind oder Teenager dich nur schräg anschaut und denkt: „Als ob ich da mitmache.“
Bevor du überhaupt ans Üben denkst, musst du wieder Vertrauen aufbauen.
1. Schritt: Dein Kind ernsthaft loben
Lob mag sich in dieser Situation falsch anfühlen – vielleicht denkst du sogar, dass es gar nichts zu loben gibt. Aber selbst ein Kind, das den ganzen Tag nur schreit, schimpft oder um sich haut, hat ruhige Momente. Vielleicht sitzt es kurz still da, holt tief Luft oder beschäftigt sich mit sich selbst. Vielleicht zieht es sich morgens ohne Diskussion schnell an oder schmiert sein Pausenbrot selbst. Diese kleinen Momente kannst du loben.
Damit das Lob ankommt, musst du es so formulieren, dass es zu deinem Kind passt:
✅ Kleinkinder: Begeistert wie ein Cheerleader – große Gesten, strahlendes Lob.
✅ Schulkinder & Teenager: Zurückhaltender – ein Daumen hoch, ein cooles „Gut gemacht“, ein High-Five.
Nicht nur dein Kind muss sich wieder an positives Feedback gewöhnen – auch du. Lob verstärkt das Verhalten, das du sehen möchtest. Wenn du regelmäßig lobst, zeigt dein Kind dieses positive Verhalten öfter – und das negative Verhalten wird automatisch weniger. Ein Tag hat eben nur 24 Stunden!
2. Schritt: Kooperation loben
Vielleicht denkst du gerade: „Mein Zuhause ist ein einziges Chaos, mein Kind ist wild und aggressiv, die Wutanfälle sind extrem – ich habe wirklich andere Probleme als irgendwelche Haushaltsaufgaben.“ Aber trotzdem sollte dein Kind ein paar kleine Aufgaben haben, bei denen du positives Verhalten loben kannst.
Fang mit etwas Einfachem an, z. B. den Tisch zu decken: „Bitte decke den Tisch fürs Abendessen. Ich habe Suppe gekocht. Wir brauchen tiefe Teller und Löffel.“
👉 Überforderung von Kindern vermeiden: Die Babyschritte-Methode
Ist das zu viel für dein Kind? Dann bitte dein Kind nur einen tiefen Teller und einen Löffel aufzudecken. Je kleiner die Aufgabe, desto wahrscheinlicher ist es, dass dein Kind mitmacht. Du kannst deinem Kind auch am Anfang helfen.
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Aufgaben richtig zu stellen, ist eine Kunst:
- Konkret benennen („Bitte nimm dir einen tiefen Teller und einen Löffel aus dem Schrank.“ statt „Hilf mir mal.“).
- Freundlich formulieren (Befehle oder Unfreundlichkeit reduzieren die Kooperationsbereitschaft).
- Eine spielerische Herausforderung daraus machen („Ich wette, du schaffst es nicht in 10 Sekunden!“).
Je mehr du dein Kind für kleine Erfolge und seine Mithilfe lobst, desto eher überträgt sich das auf größere Bereiche wie Schule und den Familienalltag.
Nach ein paar Tagen, wenn du regelmäßig positives Verhalten im Alltag gelobt hast, kannst du langsam wieder mit dem Wutanfall-Üben beginnen. Dann hat dein Kind auch eine echte Chance, mitzumachen.
Belohnungssysteme für Wutanfälle
„Julia, erst soll ich mein Kind für Wutausbrüche und Tobsuchtsanfälle loben – und jetzt schlägst du auch noch Belohnungen vor? Das wird ja immer verrückter!“
Ja, das klingt erst einmal völlig unlogisch. Wenn ein Wutanfall passiert, fühlt sich unsere erste Reaktion eher nach Schimpfen, Strafen oder selbst wütend werden an. Lob und Belohnungen sind das Letzte, was einem in den Sinn kommt.
Aber genau hier liegt der Denkfehler. Gut durchdachte Belohnungssysteme sind eine intensiv untersuchte Erziehungsmethode, die Kindern hilft, Verhaltensweisen zu zeigen, die sie sonst niemals freiwillig tun würden. Das gilt für schwierige Aufgaben, aber auch für besonders langweilige oder repetitive Dinge.
Ein weiterer Vorteil: Belohnungssysteme helfen auch uns Eltern. Sie erinnern daran, klare Aufgaben zu stellen und regelmäßig zu loben. Und das ist entscheidend – denn Lob ist wirksamer als jede andere positive oder negative Konsequenz.
Wenn du eine einfache Belohnungsliste nutzt, hat auch dein Kind das gewünschte Verhalten immer im Blick. Es weiß genau, worauf es hinarbeitet – und das motiviert.
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Dafür kann dein Kind Punkte erhalten
Ein Belohnungssystem hilft deinem Kind, friedliche Wutanfälle zu üben und langfristig weniger aggressiv zu werden. Dabei geht es nicht darum, jeden einzelnen Ausbruch zu bewerten, sondern Fortschritte sichtbar zu machen und kleine Erfolge zu verstärken.
Beispiel:
🟢 Wutanfall üben → 1 bis 3 Punkte
🟢 Kein aggressiver Wutanfall, nur friedlicher Wutanfall → 0 oder 3 Punkte
Zusätzlich kannst du Bonus-Punkte vergeben:
⭐ Zwei Tage hintereinander ohne aggressiven Wutanfall → +2 Bonuspunkte (kann aufsummiert werden)
⭐ Eine ganze Woche ohne aggressiven Wutanfall → +5 Bonuspunkte
Dein Kind motivieren, ohne es zu überfordern
Wenn dein Kind noch nicht schafft, einen ganzen Tag friedliche Wutanfälle zu bleiben, solltest du die Anforderungen anpassen. Wichtig ist, dass dein Kind Erfolgserlebnisse hat. Statt einen kompletten Tag zu bewerten, kann es sinnvoll sein, den Tag in Abschnitte zu unterteilen, etwa in „friedliche Wutanfälle vor der Schule“ und „friedliche Wutanfälle nach der Schule“.
Eine andere Möglichkeit ist eine feste Kernzeit, zum Beispiel die Stunde während des Abendessens und dem anschließenden Abendprogramm oder nur morgens 30-60 Minuten. Falls nötig, kann der Zeitraum noch kürzer gewählt und später schrittweise verlängert werden.
Es ist wichtig in Babyschritten vorzugehen, um dein Kind nicht zu überfordern.
Jede kleine Verbesserung sollte gelobt werden, um das gewünschte Verhalten zu verstärken. Babyschritte hilft deinem Kind, sich langsam an neue, friedlichere Wutreaktionen zu gewöhnen. Sobald ein Babyschritt gemeistert ist, kann der nächste folgen und du kannst die Anforderungen für den Erhalt von Punkten erhöhen.
a) Heftige Wutausbrüche
Typisches Verhalten: Lautes Schreien, stampfen, wütende Gesten, sich auf den Boden werfen.
Babyschritt: Dein Kind darf sich weiterhin laut aufregen, aber ohne sich auf den Boden zu werfen. Der Fokus liegt darauf, die Wut im Stehen oder Sitzen auszuhalten.
b) Aggressive Wutausbrüche
Typisches Verhalten: Treten, Schlagen, Gegenstände werfen, andere Menschen verletzen.
Babyschritt: Dein Kind darf stampfen oder mit den Händen auf den Tisch klopfen, aber ohne Menschen oder Dinge zu beschädigen.
c) Extreme Wutausbrüche
Typisches Verhalten: Selbstverletzendes Verhalten wie Kopf auf den Boden schlagen oder sich selbst kratzen, Schreien bis zur Erschöpfung.
Babyschritt: Dein Kind darf sich stark bewegen (zum Beispiel rennen oder auf und ab hüpfen), um die Energie abzubauen, aber ohne sich selbst zu verletzen. Alternativ kann es in ein Kissen schreien, um die Intensität der Emotion zu regulieren.
d) Tobsuchtsanfall
Typisches Verhalten: Vollkommener Kontrollverlust, völlige Eskalation mit Schreien, Weinen, Schlagen, Treten, Werfen, Türen knallen.
Babyschritt: Dein Kind darf weiterhin schreien, aber ohne körperliche Aggression. Statt Treten oder Schlagen kann es sich auf einen ruhigen Ort zurückziehen und sich dort austoben, ohne andere zu verletzen oder Dinge zu zerstören.
Dafür kann dein Kind seine Punkte eintauschen
Die gesammelten Punkte können gegen verschiedene Belohnungen eingetauscht werden. Auch wenn ein Tag nicht perfekt war, sollte es eine Möglichkeit geben, eine kleine Belohnung zu erhalten:
- ein extra Buch vorgelesen bekommen (4 Punkte)
- 10 Minuten länger wach blieben und zwei Lieder hören (8 Punkte)
- selbst Schminke benutzen (6 Punkte)
- Mama/Papa werden geschminkt (8 Punkte)
- aussuchen, was Mama oder Papa kochen (5 Punkte)
- Dessert für alle aussuchen (7 Punkte)
So machen wir es: In die Kreise setze ich als „Punkt“ einfach meine Unterschrift. Wird ein Punkt eingelöst, dann wird er mit einem Kreuz durchgestrichen.
Für größere Belohnungen muss das Kind entweder einen perfekten Tag haben oder mehrere Tage hintereinander Punkte sammeln:
- 30 Minuten mehr Medien/TV-Zeit (12 Punkte)
- einen Film aussuchen und anschauen (25 Punkte)
- ein besonderes Bastelprojekt (10 Punkte)
- Sammelkarten/kleines Spielzeug (18 Punkte)
Wichtig ist, dass nichts entzogen wird, was das Kind sonst immer hatte. Wenn es bisher jeden Tag fernsehen durfte, wäre es demotivierend, das plötzlich zu „verbieten“, weil man dafür Punkte benötigt. Besser ist es, die Möglichkeit zu geben, sich mehr Fernsehzeit oder eine weitere besondere Aktivität zu verdienen.
Kinder finden es oft besonders spannend, auf eine große Belohnung hinzuarbeiten. Die Punkte, die täglich oder jeden zweiten Tag eingelöst werden, können dann auf eine zweite Liste übertragen werden. Eine langfristige Herausforderung könnte zum Beispiel sein, 150 Punkte für neue Fußballhandschuhe, einen Ausflug in ein Abenteuerbad oder eine Übernachtungsparty mit Freunden zu sammeln. Frage dein Kind, was es schon lange wieder einmal machen wollte. Bestimmt fallen ihm tolle Sachen ein!
Ein Belohnungssystem für Wutanfälle sollte dein Kind ermutigen und nicht unter Druck setzen. Es geht nicht darum, Wut zu bestrafen oder perfekt kontrolliertes Verhalten zu erwarten, sondern darum, friedlichere Reaktionen zu verstärken. Der Fokus liegt darauf, wann und wie dein Kind seine Wut bereits angemessen ausdrückt, damit diese Momente häufiger werden.
Wutanfälle in verschiedenen Altersstufen – und was hilft
Wutanfälle bei 1-Jährigen
Einjährige erleben oft Wutanfälle, weil sie starke Emotionen spüren, aber kaum Möglichkeiten haben, sich auszudrücken. Sie verstehen „Nein“ und einfache Regeln, können ihre Gefühle aber nicht selbst regulieren.
Wutanfall-Spiel & Belohnungssystem:
Das Spiel ist in diesem Alter noch nicht sinnvoll, aber du kannst ruhiges Verhalten verstärken. Lobe dein Kind, wenn es sich nach einer Frustration schnell beruhigt oder eine andere Strategie nutzt (z. B. nach einer Umarmung sucht).
Begleitung während des Wutanfalls:
Bleib ruhig, sprich wenig und halte dein Kind, wenn es das braucht. Falls es nicht berührt werden möchte, bleib in seiner Nähe und biete Trost an, sobald es bereit ist.
Trotzphase: Wutausbrüche verstehen und begleiten
Die Trotzphase ist eine Zeit intensiver Emotionen, in der Kinder Autonomie entwickeln, aber oft noch nicht die Fähigkeit haben, ihre Frustration zu regulieren. Wutanfälle in dieser Phase sind besonders heftig, weil Kinder ihre Bedürfnisse nicht immer klar ausdrücken können und noch stark von Impulsen gesteuert werden.
Wutanfall-Spiel & Belohnungssystem:
In dieser Phase kann das Wutanfall-Spiel spielerisch genutzt werden, um deinem Kind Alternativen zum Schreien und Werfen zu zeigen. Es kann üben, die Arme zu verschränken, auf den Boden zu stampfen oder mit den Händen auf ein Kissen zu klopfen, wenn es wütend ist. Ein Belohnungssystem sollte sehr einfach gehalten sein – etwa ein Lob oder eine kleine Belohnung nach einem besonders ruhigen Wutanfall.
Begleitung während des Wutanfalls:
Hier gilt vor allem: weniger reden, mehr Präsenz zeigen. Dein Kind kann in der Wut nichts Neues lernen, also reicht es oft, ruhig da zu bleiben und wenige, klare Worte zu sagen: „Ich bin hier.“ Wenn dein Kind sich beruhigt, kannst du es loben und auf einen alternativen Weg hinweisen, mit Wut umzugehen.
Die Trotzphase ist herausfordernd, aber auch eine wichtige Zeit, um den Grundstein für den späteren Umgang mit Emotionen zu legen. Je früher dein Kind Strategien für friedliche Wutanfälle lernt, desto leichter fällt es ihm später.
Wutanfälle bei 2-Jährigen
Zweijährige testen aktiv Grenzen aus, erleben starke Emotionen und haben oft Schwierigkeiten mit Frustration.
Wutanfall-Spiel & Belohnungssystem:
Das Spiel kann langsam eingeführt werden, indem du mit deinem Kind übst, Alternativen zur Eskalation zu finden, z. B. stampfen oder in ein Kissen drücken. Belohnungen können einfache Dinge sein, z. B. ein Extra-Kuschelmoment oder ein lustiges Fingerspiel.
Begleitung während des Wutanfalls:
Wenige Worte, klare, ruhige Präsenz. Halte dein Kind nur, wenn es sich dabei beruhigt. Warte den Wutanfall ab, ohne ihn zu verstärken oder zu bestrafen.
Wutanfälle bei 3-Jährigen
Dreijährige haben oft noch intensive Wutanfälle, beginnen aber langsam, einfache Strategien zur Emotionsregulation zu verstehen.
Wutanfall-Spiel & Belohnungssystem:
Jetzt kann das Spiel aktiver genutzt werden. Übe mit deinem Kind, wie es ruhig stampfen oder die Arme verschränken kann. Punkte für ruhiges Verhalten können gegen kleine Belohnungen wie Sticker oder ein Extra-Bilderbuch am Abend eingetauscht werden.
Begleitung während des Wutanfalls:
Benutze einfache Worte: „Ich sehe, du bist wütend. Ich bin hier.“ Warte ab, bis dein Kind bereit ist, Trost anzunehmen.
Wutanfälle bei 4-Jährigen
Vierjährige verstehen Wut besser, können sich aber in Frustration verlieren, besonders wenn sie müde oder hungrig sind.
Wutanfall-Spiel & Belohnungssystem:
Übe spielerisch, wie dein Kind Wut ausdrücken kann, ohne zu schreien oder zu hauen. Lob bleibt die wichtigste Belohnung, aber kleine Privilegien (z. B. längere Spielzeit) können motivieren.
Begleitung während des Wutanfalls:
Hilf deinem Kind, nach dem Höhepunkt des Wutanfalls Worte zu finden. „Das war schwer für dich. Wollen wir kurz kuscheln oder einen Schluck trinken?“
Wutanfälle bei 5-Jährigen
Fünfjährige beginnen, Regeln bewusster zu verstehen und möchten „groß“ sein. Wutanfälle werden oft ausgelöst, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen.
Wutanfall-Spiel & Belohnungssystem:
Das Spiel kann jetzt größere Herausforderungen enthalten, z. B. „Kannst du deine Wut leise zeigen?“ Belohnungssysteme können strukturierter sein, z. B. Punkte für friedliche Wutanfälle, die gegen Aktivitäten eingetauscht werden.
Begleitung während des Wutanfalls:
Erinnere dein Kind nach dem Wutanfall an Alternativen. „Beim nächsten Mal kannst du mir einfach sagen, dass du sauer bist.“
Wutanfall bei Schulkindern
Schulkinder erleben Wutanfälle oft, wenn sie sich missverstanden oder ungerecht behandelt fühlen.
Wutanfall-Spiel & Belohnungssystem:
Jetzt kann dein Kind selbst mitgestalten, wie es seine Wut besser regulieren kann. Ein Punkte-System mit klaren Zielen kann helfen.
Begleitung während des Wutanfalls:
Klare Grenzen setzen, aber mit Verständnis. Nach dem Wutanfall zusammen überlegen, was helfen kann.
Wutanfälle bei 6-Jährigen
Sechsjährige sind oft zwischen kindlicher Impulsivität und wachsendem Bedürfnis nach Selbstkontrolle gefangen.
Wutanfall-Spiel & Belohnungssystem:
Übe gezielt Situationen, die oft zu Wutanfällen führen. Belohnungen können größere Privilegien sein, z. B. ein extra Vorlesen oder eine gemeinsame Aktivität.
Begleitung während des Wutanfalls:
Ermutige dein Kind nach der Wut, eine Lösung vorzuschlagen. „Was könnten wir nächstes Mal anders machen?“
Wutanfälle bei 7-Jährigen
Siebenjährige haben oft Wutanfälle aus Frust über schulische oder soziale Herausforderungen.
Wutanfall-Spiel & Belohnungssystem:
Jetzt kann das Spiel strategischer genutzt werden, z. B. „Wie kannst du mir zeigen, dass du sauer bist, ohne zu schreien?“ Punkte können für größere Belohnungen gespart werden.
Begleitung während des Wutanfalls:
Nach der Wut kannst du mit deinem Kind gemeinsam reflektieren: „Was hat dich so geärgert?“
Wutanfälle bei 8-Jährigen
Achtjährige haben oft weniger Wutanfälle, doch wenn sie auftreten, sind sie meist intensiv und von starken Gefühlen geprägt.
Wutanfall-Spiel & Belohnungssystem:
Hier hilft es, mit deinem Kind aktiv an langfristigen Zielen zu arbeiten, z. B. eine Woche lang friedlich bleiben.
Begleitung während des Wutanfalls:
Ruhe bewahren, Raum geben. Danach über konstruktive Strategien sprechen.
Wutanfälle bei 10-Jährigen
In diesem Alter entstehen Wutanfälle oft aus Frust, Überforderung oder Ungerechtigkeitsgefühlen.
Wutanfall-Spiel & Belohnungssystem:
Das Spiel kann reflektierter gestaltet werden, indem das Kind selbst Lösungen vorschlägt. Belohnungen können langfristige Ziele beinhalten.
Begleitung während des Wutanfalls:
Nimm das Gefühl ernst, aber bleibe konsequent. Danach eine Lösung für die Zukunft besprechen.
Wutanfälle bei 12-Jährigen
Wut bei Zwölfjährigen ist oft komplexer, da sie zunehmend eigene Werte und Grenzen entwickeln.
Wutanfall-Spiel & Belohnungssystem:
Statt eines klassischen Spiels kann es helfen, gemeinsam über Wut zu sprechen und alternative Reaktionen vorzuschlagen. Belohnungen sollten altersgerecht sein, z. B. mehr Selbstbestimmung in bestimmten Bereichen.
Begleitung während des Wutanfalls:
Ernst nehmen, aber nicht eskalieren lassen. „Ich sehe, dass dich das wütend macht. Lass uns später darüber reden.“
Wutanfall bei Teenagern
Teenager erleben Wut oft als Mischung aus Frust, Stress und Identitätssuche.
Wutanfall-Spiel & Belohnungssystem:
Ein klassisches Spiel funktioniert nicht mehr, aber Reflexionsgespräche und eine Belohnungsstruktur für ruhige Problemlösung können helfen.
Begleitung während des Wutanfalls:
Nicht in Diskussionen verstricken lassen. Dem Teenager Raum geben, aber später ruhig über die Situation sprechen.
Wutanfälle sehen in jedem Alter anders aus, aber das Ziel bleibt gleich: Kinder und Jugendliche lernen Schritt für Schritt, ihre Wut friedlicher auszudrücken.
Fördert dein eigenes Verhalten Wutanfälle bei deinem Kind?
Wutanfälle gehören zum Großwerden dazu. Manchmal treten sie scheinbar grundlos auf – wie wenn dein Kind plötzlich wütend wird, weil es den grünen anstatt des roten Bechers bekommen hat. Doch es gibt auch Verhaltensweisen von Eltern, die Wutanfälle nicht nur verstärken, sondern regelrecht hervorrufen. Ein genauer Blick lohnt sich.
1) Positives Vorbild sein
Kinder lernen durch Beobachtung und Nachahmung. Wie reagierst du, wenn dein Kind etwas tut, das dich richtig aufregt? Rastest du aus, schreist oder wirst selbst laut? Dein Kind nimmt genau wahr, wie du mit Frust umgehst – und übernimmt es. Geduld und Ruhe vorzuleben ist der erste Schritt. Es hilft, bewusst durchzuatmen, bevor du reagierst. Achtsamkeit und Meditation können dabei unterstützen. Apps wie 7Mind oder Headspace wurden im August 2021 von der Stiftung Warentest getestet und als Testsieger ausgezeichnet.
👉 Lernen durch Nachahmung: Vorbild sein in der Erziehung
2) Auszeiten als Alternative zu Anschreien und körperlichen Einsatz
Eine bewährte, gewaltfreie Alternative zu Schreien oder Bestrafungen sind kurze, konsequente Auszeiten, die in Dutzenden Studien untersucht wurden. Dein Kind setzt sich für zwei Minuten auf einen Stuhl, um sich zu beruhigen. Falls es nicht klappt, wird die Zeit in Ein-Minuten-Schritten auf bis zu drei Minuten erhöht. Erst wenn auch das nicht funktioniert, kann ein kurzer Privilegienverlust folgen – zum Beispiel eine Stunde ohne Spielzeug oder ein Tag ohne Bildschirmzeit. Mehr dazu kannst du hier nachlesen. Methoden wie der „stille Stuhl“ oder die „stille Treppe“ sind in jedem Fall eine bessere Alternative als Schreien, psychische Gewalt oder körperliche Strafen.
👉 Stille Treppe: 4 häufige Fehler + 6 wichtige Schritte
3) Aufgaben freundlich stellen
Wenn dein Kind oft verweigert oder genervt reagiert, kann das auch an der Art liegen, wie du Aufgaben stellst. Sind sie zu schwer oder unklar, führt das eher zu Widerstand. Befehlston, wütende oder genervte Anweisungen senken die Kooperationsbereitschaft und machen dein Kind nur noch wütender.
👉 Kooperationsfähigkeit bei Kindern fördern: Richtig Aufgaben stellen
👉 Überforderung von Kindern vermeiden: Die Babyschritte-Methode
4) Weniger Schimpfen
Wie reagierst du in den vielen kleinen, nervigen Alltagssituationen, wenn dein Kind etwas falsch macht? Schimpfst du oft? Erklärst du ihm lange, was es falsch gemacht hat? Hältst du Moralpredigten? Ständige Ermahnungen verbessern das Verhalten nicht – im Gegenteil. Sie führen oft zu mehr Widerstand, mehr Wut und weniger Kooperation. Wenn du dich ständig wiederholst und dein Kind trotzdem nicht hört, hilft dieser Artikel. Dort zeige ich dir Alternativen zum Schimpfen, die wirklich zu mehr Kooperation führen.
👉 Erziehung ohne Schimpfen: 8 wichtigste Tipps
Fazit
In diesem Blogbeitrag hast du die wichtigsten Methoden kennengelernt, um aggressive und gefährliche Wutanfälle langfristig in friedlichere Reaktionen zu verwandeln – ohne Verletzungen oder Eskalationen.
Ein zentraler Ansatz sind Rollenspiele, bei denen dein Kind in ruhigen Momenten übt, wie es einen Wutanfall ohne Aggression durchlebt. Diese moderne Erziehungsmethode hilft nicht nur, das Verhalten zu verbessern, sondern auch eure Beziehung zu stärken. Belohnungssysteme können zusätzlich motivieren und die Fortschritte sichtbar machen.
Literatur und Quellen
Kazdin, A.E. & Rotella, C. (2008). The Kazdin Method for parenting the defiant child: With no pills, no therapy, no contest of wills. Boston: Houghton Mifflin.
Kazdin, A.E., & Rotella, C. (2013). The everyday parenting toolkit: The Kazdin Method for easy, step-by-step lasting change for you and your child. Boston: Houghton Mifflin Harcourt.
Mackenzie, R. J. (2013). Setting limits with your strong-willed child, revised and expanded 2nd edition: Eliminating conflict by establishing CLEAR, firm, and respectful boundaries. Harmony/Rodale.
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Drews, R., Tani, G., Cardozo, P. L. & Chiviacowsky, S. (2020). Positive feedback praising good performance does not alter the learning of an intrinsically motivating task in 10-year-old children. Motricidad, 45, 46–54.
Mueller, C. M. & Dweck, C. S. (1998). Praise for intelligence can undermine children’s motivation and performance. Journal Of Personality And Social Psychology, 75(1), 33–52.
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